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Papst Franziskus wurde im Königsschloss Wawel von Präsident Duda und dessen Ehefrau begrüßt.

© Filippo Monteforte/REUTERS

Katholische Weltjugendtage: Papst liest Polen die Leviten

Franziskus fordert Barmherzigkeit auch in der Flüchtlingspolitik - und verweigert einen Besuch am Grab von Lech Kaczynskis.

Papst Franziskus hat in Krakau die offizielle Begrüßungszeremonie für eine klare Ermahnung der nationalkonservativen Regierung genutzt. Auf dem Königsschloss Wawel rief er nach einem Treffen mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda zu deutlich mehr Barmherzigkeit mit Flüchtlingen und Verfolgten auf. „Die historische Erfahrung Polens gibt jene nötige Kraft, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, die Menschenwürde zu achten“, sagte der Papst. Franziskus stellte klar, dass dies – im Unterschied zur polnischen Staatsführung – allumfassend verstehe. Neben der Wirtschaft betreffe dies auch den Umweltschutz und die Migrationskrise.

Polen verweigert die Aufnahme von muslimischen Flüchtingen

Erst kürzlich hatte Polens Regierungschefin Beata Szydlo von der Kaczynski-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) im Zusammenhang mit neuen dschihadistischen Attentaten noch einmal unterstrichen, dass Polen sich auf künftig weigern wolle, Flüchtlinge aus islamischen Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Szydlo hatte Franziskus am Mittwochnachmittag zusammen mit Duda auf dem Krakauer Flughafen begrüßt. Franziskus will fünf Tage in Polen bleiben. Es ist seine erste Reise in den ehemaligen Ostblock.

Im Zentrum der päpstlichen Pilgerreise steht der von seinem polnischen Vorgänger Papst Johannes Paul II. vor 31 Jahren angestoßene Katholische Weltjugendtag. Obwohl sich dafür nur knapp 300 000 junge Gläubige aus 187 Ländern angemeldet haben, rechnen die polnischen Organisatoren mit bis zu 1,5 Millionen Pilgern, darunter 15 000 Deutsche.

„Polen braucht Werte, Glauben und Gutes“, sagte Staatspräsident Duda in einer kurzen Ansprache, die wie ein Wahlkampfauftritt seiner Partei PiS, klang. Seit deren Machtantritt im Herbst 2015 erlebt Polen einen nationalkonservativen Rechtsrutsch, der von der Regierung als „gute Wende“ bezeichnet wird.

Diplomatische Überleitung zum Flüchtlingsthema

Franziskus zeigte diplomatisch Verständnis für die Sorgen der neuen polnischen Regierung, die unter anderen mit den Folgen der Massenauswanderung nach Westeuropa kämpft. „Man muss die Gründe der Emigration aus Polen identifizieren“, forderte der Papst und leitete zu einem Thema über, das der PiS besonders fern liegt – der Emigration aus dem kriegsversehrten Süden in den reichen Norden.

„Es ist die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen“, unterstrich Franziskus. Das Phänomen der Migration verlange „eine zusätzliche Portion an Weisheit und Barmherzigkeit, um die Ängste zu überwinden“, sagte der Papst. „Solidarität mit jenen ist nötig, die ihrer Grundrechte beraubt oder des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen“, mahnte der Papst.

Bisher hatte sich die Kaczynski-Regierung in ihrem Bestreben, den ganzen rechten Rand des polnischen Politspektrums aufzurollen, vor allem mit jenen Polen solidarisch gezeigt, die keine Lehren aus der Genese des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs ziehen wollen. Mitgemacht haben dabei willig auch Teile des polnischen Klerus, etwa jener Geistliche, der kürzlich Neofaschisten zu einer Feier in die Kathedrale von Bialystok einlud.

Man muss davon ausgehen, dass Franziskus auf dem Krakauer Wawel-Schloss bei Gesprächen im Anschluss an seine Rede auch den polnischen Klerus ermahnte. Einen Wunsch der polnischen Regierung jedenfalls schlug sogar das Episkopat aus. Kein polnischer Kirchenmann bewegte den Papst am Mittwochabend dazu, auf dem Weg zur Schloss-Kathedrale einen Abstecher in die Totengruft Lech Kaczynskis zu machen und dort für den 2010 bei Smolensk abgestürzten Ex-Präsidenten und Zwillingsbruder Jaroslaws zu beten.

Papst Franziskus will am Donnerstag die Schwarze Madonnenstatue im Kloster Jasna Gora in Tschenschtochau besuchen und am Freitag in Todeszellen des ehemaligen deutschen KZ Auschwitz-Birkenau beten.

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