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Papst-Rede: Deutsche Flaggen im Irak verbrannt

Auch nach den ersten öffentlichen Worten des Papstes zu seinen umstrittenen Islam- Äußerungen halten Aufruhr und Empörung in der moslemischen Welt an. In der irakischen Stadt Basra verbrannten Demonstranten deutsche Fahnen und ein Abbild des Papstes.

Vatikanstadt/Dubai - Auch in anderen islamischen Ländern kam es zu Protesten oder Streiks. Die irakische Gruppe des Terror-Netzwerks Al Qaida drohte dem Vatikan und dem Westen mit weiterer Gewalt. Der Vatikan kündigte eine diplomatische Initiative an, mit der er die Papst-Rede in der islamischen Welt näher erläutern will. Auch Politiker im Westen und der islamischen Welt warben für Mäßigung in dem Streit.

Die rund 500 Teilnehmer der Demonstration im südirakischen Basra verbrannten neben der deutschen Flagge auch US-Fahnen. Sie forderten eine Entschuldigung des Papstes. Auch in Kaschmir verbrannten Demonstranten ein Papst-Bild. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta versammelten sich rund einhundert Demonstranten der Front der Verteidiger des Islams (FPI) vor der Botschaft des Vatikans. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wir "Kreuzigt den Papst" oder "Vatikan, Achse des Satans". Mehrere Demonstranten übergaben einen Brief, in dem sie eine Entschuldigung forderten.

Das Terror-Netzwerk Al Qaida drohte in einer Internet-Botschaft: "Wir sagen dem Diener des Kreuzes: Warte auf die Niederlage", hieß es in einer Erklärung des Mudschahedin-Schura-Rats, der mehrere islamistisch-extremistische Organisationen umfasst, darunter den irakischen Arm der Al Qaida. "Wir sagen den Ungläubigen und Tyrannen: wartet, was euch heimsuchen wird. Wir setzen unseren heiligen Krieg fort", hieß es. "Wir werden das Kreuz zertrümmern." Auch die Al-Qaida-nahe irakische Extremistengruppe Ansar al Sunna rief in einer Internet-Botschaft zur Gewalt gegen den Westen auf, vor allem gegen Italien.

Streik in Kaschmir

Im indischen Bundesstaat Kaschmir blieben nach einem Streikaufruf Läden und Behörden geschlossen. Der einflussreiche islamische Geistliche Scheich Jussuf al Karadawi appellierte im Fernsehsender Al Dschasira an alle Moslems, mit Demonstrationen und Sitzstreiks nach der kommenden Freitagspredigt in den Moscheen gewaltlos gegen den Papst zu protestieren.

Das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Ali Chamenei, sagte in einer Rede, die Papst-Rede sei das "letzte Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug". Der Papst-Rede seien die "beleidigenden" Karikaturen des Propheten Mohammed und Äußerungen westlicher Politiker vorausgegangen. Marokkos König Mohammed VI. rief den Papst in einem Schreiben zu Respekt gegenüber dem Islam auf.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono zeigte sich nach dem Papst-Auftritt vom Sonntag dagegen optimistisch, dass die Krise ein "glückliches Ende" findet. Auch die jordanische Regierung begrüßte die "Klarstellung". Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac rief zum Respekt des Islam auf. Zugleich betonte er, der radikale Islamismus müsse davon unterschieden werden.

Diplomatische Initiative

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sagte in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera", im Rahmen einer groß angelegten diplomatischen Initiative seien die Vatikan-Botschafter in den moslemischen Ländern angewiesen worden, den Text der Papst-Rede bekannt zu machen und "bisher nicht beachtete Elemente hervorzuheben". Bisher sei der Vatikan Opfer einer "schweren Manipulation" des Textes geworden. Dieser sei so geändert worden, dass er nicht mehr den Absichten des Papstes entsprochen habe.

Der Papst hatte bei einem Vortrag in Regensburg unter anderem die Äußerung eines byzantinischen Kaisers zitiert, der Begründer des Islam, Mohammed, habe "nur Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht. Am Sonntag bekundete Benedikt XVI. erstmals Bedauern über die Missverständnisse nach seinen Äußerungen, unterließ aber die von vielen Moslems geforderte Entschuldigung. (tso/AFP)

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