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Politik: Papst warnt vor Konflikt der Religionen

Katholisches Oberhaupt fordert Selbstbestimmung für den Irak / Evangelische Kirche kritisiert Bush

Rom/Hamburg (dpa). Papst Johannes Paul II. hat bei der Ostermesse in Rom unter dem Beifall Zehntausender für die Menschen im Irak Frieden und Selbstbestimmung gefordert. Zugleich mahnte er die Welt, sich für einen „solidarischen Wiederaufbau“ einzusetzen. Mit Sorge äußerte er sich zum Verhältnis zwischen Christen und Muslimen. Es müsse verhindert werden, dass der Krieg zu einem „dramatischen Konflikt zwischen den Kulturen und den Religionen“ beiträgt, sagte er auf dem Petersplatz. Anschließend spendete er den Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt Rom und dem Erdkreis).

Der fast 83jährige Kirchenführer absolvierte die Osterfeiern erstmals im Rollstuhl. Zeitweise wirkte der an der Parkinson-Krankheit Leidende müde und von den Anstrengungen gezeichnet. Am Montag machte er aber beim kurzen Gebet vom Fenster seiner Privatwohnung über dem Petersplatz aus einen erholten Eindruck und sprach mit vergleichsweise fester Stimme.

Der Krieg im Irak und der Hinweis auf die Opfer von Gewalt und Terror zogen sich wie ein roter Faden durch seine Reden. „Friede dem Irak! Mit Unterstützung der Völkergemeinschaft mögen die Iraker zu Protagonisten des solidarischen Wiederaufbaus ihres Landes werden“, rief der Papst. Zugleich verwies er auf die Spannungen im Heiligen Land und auf die vielen „vergessenen Kriege und schleichenden Konflikte“ in Afrika und anderen Teilen der Dritten Welt. Den Ostergruß sprach der Papst in 62 Sprachen, auf Deutsch sagte er: „Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch!“

Die christlichen Kirchen in Deutschland haben in ihren Osterbotschaften den Irak-Krieg scharf kritisiert. Der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, sagte, die ethischen Rechtfertigungen für den Krieg seien nicht überzeugend. Es habe ihn sehr gestört, dass US-Präsident George W. Bush auf religiöse Umschreibungen für die Motive seines Feldzuges zurückgegriffen habe, sagte der Präses im Deutschlandfunk. Mit einem Krieg kann nach Auffassung des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, kein Frieden geschaffen werden. Der erste Schritt zur Versöhnung sei zwar immer ein Wagnis, aber ohne ein Minimum an Vertrauensvorschuss könne es keinen Frieden geben, sagte der Kardinal in seiner Osterpredigt im Mainzer Dom.

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