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Der maronitische Patriarch Baschara Rai ist der ranghöchste christliche Würdenträger im Libanon.

© DPA

Papstbesuch: Patriarch Bechara el-Rai empfängt den Papst

Am Wochenende empfängt der maronitische Patriarch Baschara Rai den Papst im Libanon. In seiner Haltung zum Arabischen Frühling ist der Gastgeber genauso gespalten wie viele andere christliche Kirchenführer im Gebiet.

Er ist freundlich und gewinnend, gilt als offenherzig und guter Zuhörer. Der maronitische Patriarch Bechara el-Rai ist in den kommenden drei Tagen der kirchliche Gastgeber von Papst Benedikt XVI.. Beide eint die Sorge um die Zukunft der Christen im Nahen Osten, in Syrien und im Irak, im Libanon und in Ägypten. Zufall der Geschichte - am 15. März 2011, als 38 der weltweit 40 maronitischen Bischöfe Bechara el-Rai im Kloster Bkerke nahe Beirut zum neuen Oberhirten wählten, gingen im Nachbarland Syrien die Bürger zum ersten Mal gegen das Regime von Bashar al-Assad auf die Straße. 18 Monate später ist aus ihren friedlichen Protesten ein verheerender Bürgerkrieg geworden, der das ganze Land in den Abgrund zu reißen droht.

Libanons Patriarch wurde am 25. Februar 1940 in den Bergdörfchen Himlaya geboren, arbeitete nach seiner Priesterweihe 1967 zunächst einige Jahre bei Radio Vatikan und promovierte an der Lateran-Universität in Kirchenrecht. 1986 wurde er zum Weihbischof von Antiochien ernannt, was auf dem Gebiet der heutigen Türkei liegt. Von 1990 bis 2011 war er Oberhirte der Hafenstadt Byblos am Mittelmeer. Er gilt als moderater Mann, der gute Beziehungen zu allen Glaubensgruppen in seiner Heimat pflegt, den Drusen, den Schiiten und den Sunniten. Auch von beiden Lagern der politisch zerstrittenen Christen wird er respektiert. Die Mehrheit der Maroniten unterstützt die prowestliche Allianz des sunnitischen Ex-Premiers Saad Hariri. Eine Minderheit unter der Führung von General Michel Aoun steht dagegen hinter der Regierung von Premier Najib Mikati, die von der Hisbollah, der schiitischen Amal und den Drusen getragen wird.

In seiner Haltung zum Arabischen Frühling ist der 72-Jährige genauso gespalten wie viele andere christliche Kirchenführer in der Levante. Einerseits befürwortet er den Ruf nach Reformen und Öffnung, andererseits befürchtet er, die Umwälzungen könnten radikale islamistische Führungen an die Macht bringen und den Christen „eine übergroße Last an Leid aufbürden“. Scharfe Debatten in seiner Heimat löste Rai aus, als er im September 2011 in Paris dafür warb, Präsident Bashar al-Assad die Chance für Reformen zu geben. Dieser sei ein „aufgeschlossener Mensch, habe in Europa studiert und könne keine Wunder vollbringen“. Ähnlich äußerten sich auch eine Reihe syrischer Bischöfe und Patriarchen. Im März legte Bechara el-Rai noch einmal nach. „Syrien braucht die von der Bevölkerung geforderten Reformen“, sagte er. Auch sei das Baath-System ohne Zweifel ein extremes und diktatorisches Regime, das aber seien viele andere in der arabischen Welt auch. „Alle Regime des Nahen Osten haben den Islam als Staatsreligion, außer Syrien“, sagte er damals. Syrien rage heraus, weil es sich nicht als islamischen Staat definiere. „Wenn ein arabisches Land der Demokratie am nächsten kommt, dann ist es Syrien.“ Zu diesem Zeitpunkt waren im Nachbarland bereits 7000 Menschen gestorben, inzwischen sind es mehr als 26.000. Heute würde Rai diesen rhetorischen Persilschein für Assad am liebsten ungeschehen machen. „Syriens Christen unterstützen nicht das Assad-Regime“, erklärte er wenige Tage vor Beginn des Papstbesuches. „Aber wir haben Angst, was danach kommt.“

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