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Politik: Person der Zeitgeschichte

Diesmal durfte Helmut Kohl zur Einheit in Dresden sprechen

Von Ralf Hübner, Dresden

Das Denkmal hat seine Rede gehalten. Helmut Kohl, der Einheitskanzler, sprach zur Einheit im Dresdner Landtag. Vor zwei Jahren war ihm das noch verwehrt geblieben. Damals, als die zentrale Feier zum Einheitsjubiläum in der sächsischen Hauptstadt stattfand, war er unberücksichtigt geblieben. Der Spendenskandal der CDU hatte den Ex-Kanzler zur persona non grata gemacht.

Unumstritten ist Kohls Auftritt auch diesmal nicht, weil er Bundestagspräsident Thierse mit dem ehemaligen Reichstagspräsidenten, der Nazi-Größe Göring, verglichen hatte. Die SPD blieb daher der Festveranstaltung fern. Von der PDS erschien nur Fraktionschef Peter Porsch. Landtagspräsident Erich Iltgen (CDU) war empört. Kohl habe kein politisches Amt mehr inne, er sei eine Person der Zeitgeschichte, mehr nicht.

Es klingt fast wie ein Vermächtnis, wenn Kohl über die Zeit vor über zehn Jahren spricht und die Befürchtungen, die sich in den Nachbarländern mit der Wiedervereinigung verbanden, die Furcht vor Sonderwegen. Seinen Nachfolger Gerhard Schröder erwähnt er nicht, und doch ist die Mahnung unüberhörbar. Aber es werde weitergehen, sagt Kohl, mit einer europäischen Außen- und Sicherheitspolitik. Die innere Einheit Deutschlands sei noch nicht vollendet, vieles liege im Argen. Zu Pessimismus aber gebe es keinen Anlass. Die Visionäre von einst hätten sich als die wahren Realisten erwiesen. Und er, daran lässt Kohl keinen Zweifel, fühlt sich noch immer als Visionär.

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