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Peter Ramsauers Sprachreform: Klapprechner für den Verkehr

Verkehrsminister Peter Ramsauer will an seinem Image feilen. Aber es geht nicht um Probleme bei der Bahn, den eingefrorenen Flugverkehr oder das winterliche Geschehen auf den Autobahnen. Nein, es geht um den grassierenden Anglizismus-Wahn.

Von Antje Sirleschtov

Dass Peter Ramsauer in den vergangenen Monaten durch mediale Betriebsamkeit hätte auf sich aufmerksam machen wollen, das kann man wirklich nicht sagen. Obwohl es für den CSU-Bundesverkehrsminister durchaus Gelegenheit zur Selbstdarstellung gegeben hätte: Paketbomben in deutschen Frachtfliegern bedrohten die Sicherheit des Landes, seit Wochen verärgern Schneeberge auf Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen die Reisenden. Manch anderer Politiker hätte längst die Chance ergriffen, sich zum heldenhaften Verteidiger der Bürgerinteressen aufzuspielen.

Nun aber will auch der Verkehrsminister an seinem Image feilen. Mit einem Thema, das allenfalls indirekt etwas mit seinem Ressort zu tun hat, dafür aber höchste Popularitätswerte verspricht: Es geht um den grassierenden Anglizismus-Wahn. Jeder, der auf einem Bahnhof schon mal hilflos vor einem „Servicepoint“ gestanden und sich gefragt hat, wo man eine Fahrplanauskunft erhalten kann, weiß, was gemeint ist. Ein ganzes Jahr lang hat Ramsauer in seinem Ministerium Jagd auf die zunehmende Verschmutzung der deutschen Sprache gemacht. „Benchmark“, „Hotline“, „Input“, „Ticket“: Mehr als 110 englische Begriffe aus dem täglichen Sprachgebrauch haben er und seine Beamten zusammengetragen und ins Deutsche rückübersetzt. Statt „Laptop“ spricht der Verkehrsministerielle jetzt von „Klapprechner“; Dienstreiseanträge stellt man fortan in der „Reisestelle“, statt im „Travel-Management“.

Pünktlich zum Jahresende nun resümiert der Minister: Was seine Kampagne zur Rettung der deutschen Sprache betrifft, da könne er „mit Fug und Recht von einem Erfolg reden“. Nicht nur seine Mitarbeiter sammelten emsig Fachbegriffe und deutschten sie ein. Aus „Computern“ werden „Rechner“, aus dem „Flipchart“ der gute deutsche „Tafelschreibblock“. Tausende Zuschriften und Anrufe, sagt Ramsauer, habe er seit Bekanntwerden seiner Initiative auch aus der Bevölkerung erhalten, mit „hundert Prozent Zustimmung“. Weshalb der bekennende Bayer Ramsauer seine Initiative nun dem ganzen Kabinett zur Nachahmung empfiehlt. Schließlich gelte für gute Politik: „Dem Volk aufs Maul geschaut! Und schon weiß ich, was die Nöte, Sorgen und Probleme der Menschen sind. Und vor allen Dingen, was ich zu tun habe, um Abhilfe zu schaffen“.

Auch die Bahn, für die Ramsauer zuständig ist, wird sich seiner Deutsch-Initiative wohl nicht entziehen. Bahnchef Rüdiger Grube, sagt Ramsauer, sei ein „pragmatischer und handfester Mann“, der „in seinem Unternehmen in jeder Hinsicht aufräumen (wird) – auch in dieser!“

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