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Plagiatsvorwürfe: Guttenberg verzichtet dauerhaft auf Doktortitel

Karl-Theodor zu Guttenberg räumt angesichts der Plagiatsvorwürfe erneut Fehler ein und will nun seinen Doktortitel dauerhaft ablegen. Bei einer Rede greift er auch die deutschen Medien an.

Wegen der Plagiatsvorwürfe hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die Universität Bayreuth gebeten, seinen Doktortitel zurückzunehmen. Zur Begründung habe er auf "gravierende, handwerkliche Fehler" in seiner Dissertation hingewiesen, teilte die Universität am Montagabend mit. Sie sei aber dennoch verpflichtet, die Rechtmäßigkeit der Doktorarbeit zu prüfen.

Guttenberg räumte bei einer Wahlveranstaltung im hessischen Kelkheim bei Frankfurt ein, beim Abfassen der Arbeit nicht immer den wissenschaftlichen Regeln konform gearbeitet zu haben. "Ich habe mich am Wochenende nochmals mit meiner Doktorarbeit beschäftigt, und es war richtig, dass ich gesagt habe, dass ich den Doktortitel nicht mehr führen werde", sagte Guttenberg. Am Freitag noch hatte er angekündigt, den Titel vorübergehend nicht mehr führen zu wollen, bis die Universität Bayreuth die Plagiatsvorwürfe geprüft habe. Diese Einschränkung machte er am Montag nicht mehr. "Die Entscheidung, den Doktortitel nicht zu führen, schmerzt", sagte er. Ein Sprecher verdeutlichte, dass der Minister dauerhaft verzichten werde.

Guttenberg griff auch die Medien an, für die die Doktortitel-Affäre wichtiger sei als der gleichzeitige Tod von drei deutschen Soldaten in Afghanistan. "Es kann keine bedrückendere, traurigere Nachricht geben als das", sagte er. Der Tod von Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan sei zur Randnotiz geworden. Er wies die Kritik daran zurück, dass er seine Frau Stephanie vor Weihnachten zu einem Truppenbesuch nach Afghanistan mitgenommen habe. Vor dem nächsten Weihnachtsfest werde er sie wieder mit an den Hindukusch nehmen, bekräftigte Guttenberg frühere Ankündigungen.

Guttenberg räumte erneut Fehler ein: "Ich habe Fehler gemacht, ich habe sie nicht bewusst gemacht." Zugleich entschuldigte er sich bei jenen, die er mit seiner Arbeit verletzt habe. Er wolle mit seiner Entscheidung auch dazu beitragen, dass sein ehemaliger Doktorvater und seine frühere Universität keinen Schaden nähmen. Er wies erneut die Vermutung zurück, die Arbeit nicht selbst geschrieben zu haben. "Ich habe diese Arbeit selbst geschrieben. Ich stehe dazu, aber ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich geschrieben habe." Zuvor hatten sich in Berlin noch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere Spitzenpolitiker der Union demonstrativ hinter den Minister gestellt. Guttenberg selbst hatte am Wochenende Forderungen nach einem Rücktritt als Unsinn abgetan.

In Berlin wurde unterdessen bekannt, dass Guttenberg offenbar auch zwei Expertisen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags weitgehend wörtlich abgeschrieben hat. "Focus Online" berichtete am Montagabend, Guttenberg habe eine Ausarbeitung der Wissenschaftlichen Dienste vom 25. Oktober 2005 weitgehend kopiert. Das Gutachten trage den Titel: "Die Rolle der USA im europäischen Einigungsprozess bis zum Ende des Ost-West-Konflikts". Guttenberg habe auf den Seiten 199 bis 214 seiner Dissertation die Sätze des Wissenschaftlers bis auf marginale Änderungen wörtlich übernommen.

Guttenberg versuchte in Kelkheim vor gut 900 Anhängern der CDU gute Miene zu machen und die Geschehnisse mit Humor vom Tisch zu wischen: "Hier oben steht das Original und kein Plagiat", sagte der 39-jährige auf dem Podium unter tosendem Beifall. Er sei "nicht als Selbstverteidigungsminister gekommen", sagte Guttenberg.

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Montag erstmals angedeutet, dass sie an dem Minister auch dann festhalten würde, wenn ihm der Doktortitel aberkannt würde. Für sie sei allein seine Arbeit als Minister entscheidend, und die mache er hervorragend. Sie habe ihn nicht als wissenschaftlichen Assistenten oder Inhaber eines Doktortitels berufen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer stellte sich neuerlich hinter seinen Parteikollegen. Dagegen hieß es in der SPD, angesichts erdrückender Plagiat-Beweise werde mit dem Rücktritt gerechnet. Die Internet-Datenbank GuttenPlag listet inzwischen über 360 Fundstellen aus Guttenbergs Doktorarbeit auf, die nicht korrekt zitiert worden sein sollen. Auf insgesamt 271 der 475 Seiten der Dissertation seien Plagiate entdeckt worden, erklärten die Autoren der Datenbank. (rtr/dpa)

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