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Erste Siegesfeier. Polens Parlamentsvorsitzender Bronislaw Komorowski (li.) tritt im Herbst für seine Partei, die Bürgerplattform, bei der Präsidentenwahl an. Premier Donald Tusk hatte nicht nur auf eine Kandidatur verzichtet, sondern auch die Vorwahl angesetzt. Foto: AFP

© AFP

Polen: Vorbild USA

Diese Wahl in Polens großer konservativer Partei hat zwei Sieger. Bronislaw Komorowski heißt der erste. Der 57-Jährige hat seinen Rivalen Radoslaw Sikorski deutlich hinter sich gelassen. 68,5 Prozent der fast 50 000 Mitglieder der konservativen Bürgerplattform wollen ihn als Kandidaten für die im Herbst stattfindende Präsidentschaftswahl in Polen.

Über Wochen hat der politische Wettstreit des Sejm-Marschalls gegen den Außenminister die Schlagzeilen bestimmt. Das Ergebnis wurde am Samstag mit großem Pomp in Warschau bekannt gegeben. Der erste Dank Komorowskis ging an seinen unterlegenen Kontrahenten. „Ich danke für diesen guten und ehrlichen Wettkampf“, sagte der Sejm-Marschall.

Der zweite große Gewinner ist Donald Tusk, Premierminister und Parteichef der Bürgerplattform. Er ist ein großes Risiko eingegangen, steht nun aber als Demokrat da, der die eigenen Interessen hinter das Wohl der Partei und des Landes stellt. Jeder hatte erwartet, dass Tusk selbst Präsident werden möchte, schwimmt er doch seit zwei Jahren ungebrochen auf einer Welle der Beliebtheit. Ende Januar aber gab er seinen Verzicht bekannt und überraschte Freund und Feind gleich noch einmal. Er benannte den Kandidaten der Bürgerplattform nicht selbst, sondern das Parteivolk sollte ihn bestimmen – wie beim großen Vorbild USA.

Die politische Konkurrenz war nach diesem Schachzug sichtlich geschockt. Die national-konservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), der auch der amtierende Präsident Lech Kaczynski angehört, wirkte angesichts dieser innerparteilichen Dynamik wie ein Relikt aus grauer Vorzeit. Dort hört alles auf das alleinige Kommando des Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski, dessen Bruder Lech Staatspräsident ist. Kritiker werden niedergehalten oder einfach aus der Partei gedrängt.

Der Erfolg der Vorwahlen bei der Bürgerplattform ist aber auch auf das faire Verhalten der beiden Kontrahenten zurückzuführen. Komorowski und Sikorski verzichteten auf die für Polen unter Politikern leider typischen rüden Angriffe. Ziel war es nicht, den Gegner politisch oder persönlich zu vernichten, sondern sich mit seinen Ideen auseinanderzusetzen. Das einzige im Fernsehen übertragene direkte Aufeinandertreffen geriet so eher zu einem nicht gerade mitreißenden professionellen Meinungsaustausch, bei dem die Kandidaten darlegten, wie sie das Präsidentenamt ausfüllen wollen. Komorowski unterstrich, dass er seinen Schwerpunkt auf innenpolitische Themen legen wolle. Er sieht sich in der Rolle des vermittelnden Landesvaters. Sikorski hingegen wollte sein Land nach außen repräsentieren und Polen zu einer der Führungsmächte in Europa machen.

Spätestens nach diesem harmonischen Auftritt in der Bibliothek der Universität Warschau legten sich die großen Befürchtungen vieler Anhänger, dass die Vorwahl die Partei spalten könnte. Im Gegenteil, die Bürgerplattform geht gestärkt daraus hervor, denn die Vorwahl war eine große Werbeveranstaltung für die Partei und Regierungschef Tusk.

Knut Krohn

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