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Polit-Affäre: Barschel-Witwe attackiert Kohl

19 Jahre nach dem Tod des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel fordert seine Witwe eine Neuaufnahme der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

Berlin - "Da geht kein Weg dran vorbei", sagte Freya Barschel dem Politikmagazin "Cicero" unter Verweis auf das neu erschienene Buch "Der Doppelmord von Uwe Barschel" von Wolfram Baentsch. Ihr Mann habe keinen Selbstmord begangen. Er sei fest entschlossen gewesen, "die Umstände des Komplotts gegen ihn aufzuklären". Die Witwe fügte mit Blick auf Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU) hinzu: "Ich würde Helmut Kohl fragen: War es Mord aus Staatsräson?"

Freya Barschel attackierte außerdem den verstorbenen CDU-Politiker Gerhard Stoltenberg. Ihr Mann habe ihr gesagt, wie schwer ihn das Erbe seines Vorgängers im Amt des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten belaste. "Dass es Vorfälle gebe, mit denen er überhaupt nicht einverstanden sei, es aber niemanden gebe, mit dem er darüber sprechen könne. Aus seinen Andeutungen konnte ich schließen, dass es um Waffenlieferungen ging", betonte die Witwe.

An Vergiftung gestorben?

"Noch immer stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich die Menschen sehe, die ebenfalls mitverantwortlich sind. Das war Bernd Neumann aus Bremen, der heute Kulturstaatsminister ist", fügte Freya Barschel hinzu. Neumann habe ihren Mann beim aus Bremen kommenden Medienreferenten Reiner Pfeiffer auflaufen lassen und ihm "von all den schlechten Erfahrungen, die man mit Pfeiffer gemacht hatte, nichts mitgeteilt".

Buch-Autor Baentsch legt in einer in "Cicero" erschienenen Zusammenfassung seines Buches dar, Barschel sei am 11. Oktober 1987 nicht in der Badewanne ertrunken, sondern an Vergiftung gestorben. Er habe von Lieferungen verbotenen Kriegsgeräts an die feindlichen Parteien im Golfkrieg zwischen 1980 und 1988 erfahren, Schleswig-Holsteins Häfen für den Waffenhandel sperren und die Ausbildung iranischer Piloten durch israelische Fluglehrer stoppen wollen. Dies seien Gründe gewesen, den aus dem Amt geschiedenen CDU-Politiker zum Schweigen zu bringen.

Deutsche Beamte oder Politiker hätte diese Anweisung nicht erteilt, stellt Baentsch klar. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Deutschen "Hand- und Spanndienste" bei der "Einkreisung" Barschels geleistet hätten. Der Fall wäre längst gelöst, wenn die ermittelnden Lübecker Staatsanwälte ihrer Arbeit ungehindert hätten nachgehen können. (tso/ddp)

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