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Lisa Herzog ist Professorin für politische Philosophie in München. Ihr Buch ist bei Hanser Berlin erschienen. Hannes Soltau hat es rezensiert.

© promo

Politische Bücher: Rettet die Arbeit!

Die Münchner Philosophin Lisa Herzog fordert die Menschen auf, die Arbeitswelt 4.0 selbstbewusster zu gestalten. Lohnt ihr Buch? Unsere Kurzrezension.

Wie kann in Zukunft verhindert werden, dass die Menschen nicht bloßes Anhängsel der Maschinerie unter der Herrschaft von automatisierten Sachzwängen werden? Dass einige wenige ihre Privilegien ausbauen und verteidigen, während um sie herum das Vertrauen in den gesellschaftlichen Zusammenhalt erodiert? Das sind die großen Fragen, an die Lisa Herzog mit ihrem jüngsten Werk „Die Rettung der Arbeit“ anknüpft. Dabei plädiert die Münchener Professorin für Politische Philosophie und Theorie für einen dritten Weg zwischen jenen, die auf ein Ende der Arbeit setzen und jenen, die gegen jegliche Steuerung der Herausforderungen mobil machen. Ein Ende der Arbeitswelt sieht Herzog nicht, es erscheint ihr auch nicht wünschenswert. Denn, so argumentiert sie, Arbeit sei ein fundamentales menschliches Bedürfnis. Sie halte Gesellschaften zusammen, sei ein zentraler Ort des sozialen Kontakts und der gesellschaftlichen Integration. Statt also den Menschen von der Arbeit zu befreien, müsse die Arbeit von Ungerechtigkeiten und Machtverhältnissen befreit werden. Folglich plädiert die Autorin dafür, die Digitalisierung politisch zu steuern und sie nicht als Naturereignis über die Arbeitswelt hereinbrechen zu lassen.

Um die Arbeitswelt 4.0 zu gestalten, braucht es mehr Demokratie, sagt Lisa Herzog

Herzog setzt sich dafür ein, dass die Strukturen des Kapitalismus demokratisiert werden müssen. Sie sucht nach einem neuen Menschenbild jenseits des „homo oeconomicus“ mit seiner Profitorientierung und seinem ausgeprägten Eigeninteresse. Der Mensch, wie sie ihn sieht, könne mit all seinen Unterschieden in einer Arbeitswelt der Gleichwertigen neue Möglichkeiten der Mitbestimmung schaffen. Das ist die zentrale Botschaft Herzogs: Was die Arbeit mit uns macht, hängt maßgeblich davon ab, was wir mit der Arbeit machen. Roboter könnten die routinierte, anstrengende und undankbare Plackerei erledigen – und der Mensch das tun, was Maschinen niemals werden ersetzen können. An mancher Stelle bleibt „Die Rettung der Arbeit“ etwas vage. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein eindringliches Plädoyer, den Mut zu haben, auch an den großen Stellschrauben zu drehen.

Das Buch als Tweet: Venceremos! #Arbeit4.0 #NeueArbeit #NeuerMensch #KeineAngstVorRobotern

Lisa Herzog: Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf. Hanser Berlin 2019, 22 Euro

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