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Politischer Aschermittwoch: Klare Abrechnung mit dem Gegner

Vor wenigen Minuten hat in Deutschland der Politischen Aschermittwoch begonnen. Beim derben rhetorischen Schlagabtausch rechnen die Parteien mit ihren politischen Gegnern ab. Die Sitzungen haben Volksfestcharakter - kein Wunder, denn der Politische Aschermittwoch ist ein bayerischer Export.

Hauptschauplatz des Politischen Aschermittwochs, der alljährlich zur Fastenzeit beginnt, ist die Passauer Dreiländerhalle, in der die CSU ihre Kundgebung abhält. Aber auch die Aschermittwochs-Veranstaltungen von SPD, FDP und Grünen in Bayern finden mittlerweile bundesweit Beachtung. Die ursprünglich bayerische Tradition wird mittlerweile auch außerhalb des Freistaates gepflegt. So tritt Kanzlerin Angela Merkel bei der CDU Mecklenburg-Vorpommern in Demmin auf. Die Linke zieht es ins Saarland, die Heimat ihres Parteichefs Oskar Lafontaine.

Die Wurzeln des Politischen Aschermittwochs liegen im niederbayerischen Vilshofen. Dort feilschten die Bauern schon im 16. Jahrhundert auf dem Hornvieh- und Rossmarkt nicht nur um die besten Tierpreise, sondern redeten auch über Gott und die Welt. Seit dem 19. Jahrhundert nahmen sie auch die königlich-bayerische Politik aufs Korn. 1919 rief der Bauernbund aus diesem Anlass erstmals zu einer Kundgebung auf - der Politische Aschermittwoch war geboren.

Nach einer Pause in der Nazi-Zeit nahm die Bayernpartei 1948 den Brauch wieder auf. Als fünf Jahre später die CSU mit ihrem späteren Parteichef Franz Josef Strauß dazustieß, entwickelten sich jene legendären Redeschlachten, die den Ruf des Politspektakels begründeten: Jede Partei postierte im Saal des Gegners "Spione", um dessen Attacken möglichst schnell parieren zu können. 1975 räumte die CSU den zu eng gewordenen "Wolferstetter Keller" in Vilshofen und zog nach Passau um. Die SPD übernahm dann die Hochburg der "Schwarzen". (sba/dpa)

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