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Politik: Polizei stürmt Büros von Sinn Fein

Razzien im Kampf gegen die IRA Partei: Eine politische Attacke

Belfast. Sinn Fein, der politische Arm der nordirischen katholischen Untergrundorganisation IRA, beschuldigte gestern die nordirische Polizei und das britische Nordirlandministerium, eine kalkulierte Attacke gegen den Friedensprozess ausgelöst zu haben. Bei Morgengrauen hatte am Freitag eine Serie von Polizeirazzien in Nord- und Westbelfast sowie etwas später in den Parteibüros Sinn Feins im Gebäude des nordirischen Parlaments in Stormont bei Belfast begonnen. Vier Personen wurden verhaftet, darunter der Verwaltungschef Sinn Feins, ein ehemaliger IRA-Häftling sowie ein ehemaliger Bote des Nordirlandministeriums, der Einsicht in vertrauliche Dokumente gehabt haben soll. Der Verdacht: Informationsbeschaffung für die IRA. Dokumente und Computerdisketten wurden beschlagnahmt. In der Regionalregierung aus pro-irischen Katholiken und pro-britischen Protestanten stellt Sinn Fein zwei Vertreter.

Der britische Nordirlandminister, John Reid, gestand am Freitagabend, er wisse seit über zwei Monaten von der laufenden Untersuchung und stellte sich voll hinter die Polizei. Der irische Außenminister, Brian Cowen, warnte derweil vor übereilten Schlüssen, sprach aber von Besorgnis erregenden Entwicklungen. Nordirlands protestantische Politiker äußerten sich weniger zurückhaltend: Chefminister David Trimble interpretierte die Razzien als nachträgliche Rechtfertigung für die Drohung seiner Partei, sich nächsten Januar aus der Regierung zurückzuziehen, falls die IRA bis dahin nicht aufgelöst sei. Trimbles Widersacher, Jeffrey Donaldson, sprach vom „letzten Nagel im Sarg der Koalitionsregierung“. Martin Alioth

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