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Porträt: DGB-Chef Michael Sommer

Michael Sommer ist Sozialdemokrat und ein Freund der großen Koalition. Seit 2002 steht er an der Spitze des DGB. Ein Porträt.

Berlin - Das war ein kräftiger Dämpfer für Michael Sommer. Seine zweite Amtszeit beginnt der DGB-Vorsitzende mit einem eher bescheidenen Wahlergebnis: Nur 78,4 Prozent der Delegierten wählten den 54-Jährigen am Dienstag beim Bundeskongress erneut in das Spitzenamt. Vor vier Jahren waren es noch 94 Prozent. Die Abstimmung spiegelt die schwierige Lage wieder, in der sich der DGB derzeit befindet, nicht zuletzt nach den Querelen um Sommers Stellvertreterin Ursula Engelen-Kefer.

Sommer ist Sozialdemokrat und ein Freund der großen Koalition. Seit 2002 steht er an der Spitze des DGB. Seine erste Amtszeit war gekennzeichnet vom Scheitern des Versuchs, das Bündnis für Arbeit doch noch zum Erfolg zu führen. Auch die von ihm heftig kritisierten Hartz-Reformen konnte der Gewerkschaftsführer nicht aufhalten.

Dass die Politik nun den Niedriglohnsektor neu ordnen will, betrachtet Sommer immerhin als Erfolg des gewerkschaftlichen Kampfes um existenzsichernde Einkommen. Dass Bundespräsident Horst Köhler das Thema beim DGB-Gewerkschaftskongress im Sinne der Arbeitnehmervertreter aufgriff, kann Sommer wohl für sich verbuchen.

Sommers Ziel: Zurück in die Offensive

Sommer, der dem links-traditionellen Lager zugerechnet wird, will die Gewerkschaften, die seit seinem Amtsantritt weiter Mitglieder verloren, wieder in die Offensive führen, sie mehr zu Dienstleistern machen. Seit 1991 kamen den heute acht DGB-Einzelgewerkschaften fünf Millionen Mitglieder abhanden. Es besitzen aber immer noch vier mal mehr Bundesbürger ein Gewerkschaftsbuch als ein Parteibuch. Den Gewerkschaften fehlt es an jungen Neuzugängen und an Frauen. Nach Jahren des Niedergangs hat Sommer die Trendwende zum Ziel.

Sein Posten sei das "gesellschaftspolitisch bedeutendste Amt in der deutschen Gewerkschaftsbewegung", sagte der 54-Jährige einmal. Viel Macht hat der DGB-Chef aber nicht. Seine Waffe ist das Wort. Das Sagen haben die Einzelgewerkschaften, die Tarifpolitik machen und Milliarden bewegen. IG Metall und Verdi vereinen zusammen gut 70 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder.

Sommer blickt auf eine mehr als 20-jährige Funktionärskarriere zurück, zunächst bei der früheren Postgewerkschaft, dann kurze Zeit bei Verdi - als Vizevorsitzender. Als Student engagierte er sich in DKP-nahen Organisationen, 1981 trat er in die SPD ein - "und aus der katholischen Kirche aus". Von 1971 bis 1980 arbeitete er bei der Post - als Briefträger und Eilbote. (tso/dpa)

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