zum Hauptinhalt

Porträt: John Bolton, der konservative Diplomat

John Bolton hat viele Feinde, aber zwei mächtige Freunde.

Washington (01.08.2005, 18:05 Uhr) - Die Regierungen Nordkoreas und Russlands ebenso wie zahlreiche US-Diplomaten und selbst konservative US-Politiker sehen in dem Haudegen des amerikanischen Außenministeriums eher einen unangenehmen, aggressiven und starrköpfigen Diplomaten. Aber US-Präsident George W. Bush und vor allem sein Stellvertreter Dick Cheney schätzen seine Tatkraft, seine Intelligenz und das zuweilen sture Festhalten an US-Positionen. Gerade deshalb wird Bolton nun Botschafter bei der UN.

Das Ungewöhnliche dabei ist, dass der Karriere-Diplomat mehrfach sehr abfällig über die UN gesprochen hat. «So etwas wie Vereinte Nationen gibt es gar nicht», sagte er unter anderem. Wenn der Sicherheitsrat neu konstituiert werden müsste, dann dürfte es nur ein einziges Mitglied geben, nämlich die USA, sagte er 2000, kurz bevor er zum Außen-Staatssekretär für Rüstungskontrolle und Internationale Sicherheit ernannt wurde.

Dem 56 Jahre alten Juristen, der gerne schwere Motorräder fährt, wird von seinen Kritikern rüder Führungsstil und mangelnde diplomatische Qualifikation vorgeworfen. Bolton hatte die Tyrannei in Nordkorea so heftig gegeißelt, dass ihn Nordkoreas Nachrichtenagentur als «menschlichen Abschaum» beschimpfte. Untergebene, die vor einer Übertreibung der Gefahr durch Massenvernichtungswaffen im Irak und Syrien gewarnt hatten, hatte er - laut Zeugen-Aussagen vor einem Senatsausschuss - einfach abgebürstet.

Der Sohn eines Feuerwehrmanns aus Baltimore (Maryland) und «summa-cum-laude»-Absolvent der Elite-Universität Yale gilt als ein besonders entschiedener Vertreter amerikanischer Interessen. Die «Los Angeles Times» nannte ihn einen «neokonservativen Kampfhund». Bolton gilt in allen internationalen Fragen - wie der Nuklearrüstung Irans oder dem Internationalen Strafgerichtshof - als politischer «Falke», der vor allem der Führungsmacht USA und sonst niemandem vertraut. Als sein größter diplomatischer Erfolg wird die Aufkündigung des ABM-Rüstungsabkommen 2001 gesehen, die Russland wie von Bolton vorausgesagt zum Abrüsten brachte - Skeptiker hatten das Gegenteil befürchtet. (tso)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false