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Politik: Posten nach der Pleite

Wer führt bei oppositionellen Grünen das Wort?

Von Matthias Meisner

Berlin - „Wir können auch Opposition.“ Der Satz von Claudia Roth entfaltet Wirkung. Das Geraune um die Frage, wer für die Grünen nach der Bundestagswahl welchen Posten einnimmt, geht unvermindert weiter.

Für den mutmaßlichen Fall, dass die Grünen am 18. September in der Opposition landen, wird der Abgang der Fraktionsspitze vorhergesagt. Das geschieht, was die Beteiligten Krista Sager und Katrin Göring-Eckardt angeht, unfreiwillig. Sager mag nicht einsehen, mit 51 schon zu den „Oldies“ zu gehören. Und Göring-Eckardt versteht nicht den Vorwurf, sie sei in der Regierungszeit zu pragmatisch gewesen. Doch die Tage des Chefinnen-Duos scheinen gezählt. Nicht nur, weil die Linke findet, dass der „sehr angepasste Kurs“ von Sager und Göring-Eckardt nicht zur Oppositionsrolle passt. Sondern auch, weil dann die eloquentesten Redner für die Fraktionsführung gebraucht werden. Hämisch malt sich mancher sogar schon aus, dass Göring-Eckardt selbst mit Listenplatz eins nicht in den Bundestag kommen könnte – weil die Grünen im kleinen Bundesland Thüringen zu wenige Stimmen bekommen.

Als aussichtsreichste Bewerber für die Doppelspitze der Fraktion werden Agrarministerin Renate Künast und der frühere Grünen-Chef Fritz Kuhn genannt. Parteifreunde wissen aber auch um die Ambitionen der früheren Düsseldorfer Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn, die nach ihrer Wahlniederlage in NRW den Wechsel in den Bundestag plant. Als „unbekannte Größe“ gilt ferner Umweltminister Jürgen Trittin, der sich zu seinen Plänen für die Zeit nach der Wahl nicht geäußert hat. Auch Kuhn hat sich nicht erklärt – mancher bei den Grünen meint, sein Name werde nur von Leuten genannt, die ihn als „Ehrgeizling“ stigmatisieren wollen. Erst mal soll der einstige Vorsitzende zeigen, was er kann: Parteichef Reinhard Bütikofer hat ihn zum Wahlkampfchef ernannt, damit es einen weiteren Schuldigen gibt, wenn es am 18. September schlecht läuft. Dass Joschka Fischer noch einmal auf seinen Fraktionschefposten, den er bis 1998 hatte, zurück will, glaubt keiner. Und auch Agrar-Staatssekretär Matthias Berninger bestreitet, am Vorsitz interessiert zu sein.

Nur sechs der 55 Abgeordneten haben bisher offiziell erklärt, nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen. Selbst über das wahrscheinliche Ausscheiden von Ludger Volmer haben sich die Grünen zu früh gefreut. Auch seine Arbeit wollte die Fraktionsführung bei einem Empfang für ausscheidende Abgeordnete würdigen. Doch der Politiker, der eine Schlüsselrolle in der Visa-Affäre hat, protestierte heftig dagegen – und hält sich eine Kandidatur offen.

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