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Protest: Castor trifft in Gorleben ein

Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll hat das Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben erreicht. Eine von Atomgegnern blockierte Straße konnte von der Polizei erst nach zehn Stunden geräumt werden.

Gorleben - Nach rund 60 Stunden Fahrt durch Frankreich und Deutschland trafen die zwölf Behälter mit den Überresten abgebrannter Brennelemente aus Atomkraftwerken am Dienstagmorgen um 05.55 Uhr im Zwischenlager ein.

Bis zuletzt hatten Demonstranten mit Blockaden auf den Straßen zum Zwischenlager versucht, den Transport aufzuhalten. Die meisten Probleme bereitete der Polizei ein in der Ortschaft Grippel quer auf der Straße abgestellter Traktor, an dem ein schwerer Zementblock befestigt war. An dem Fahrzeug und dem Zementblock hatten sich elf Atomkraftgegner festgekettet. Die Polizei konnte die Straße erst nach mehr als zehn Stunden räumen. In Gorleben selbst kam es mehrfach zu Straßenbesetzungen, die die Polizei jedoch auflöste.

Der Castor-Zug war am Samstag an der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gestartet. Er traf am Montagmittag in Dannenberg ein. Dort wurden die Atommüllbehälter für die letzte, 20 Kilometer lange Teilstrecke nach Gorleben auf Tieflader umgesetzt. Außerdem maßen Fachleute die Strahlung.

Mit einzelnen Gleisbesetzungen hatten Atomkraftgegner tagsüber versucht, den Castor-Zug aufzuhalten. Sie konnten ihn jedoch nur kurzfristig stoppen. Bei Harlingen nahe Hitzacker besetzten am Montagmorgen rund 150 Demonstranten die Schienen. Sie wurden von der Polizei weggetragen. Bei einer ähnlichen Aktion war im Vorjahr ein Demonstrant in Frankreich ums Leben gekommen.

Mit ihren Aktionen wollten die Demonstranten auch dagegen protestieren, dass im Salzstock von Gorleben möglicherweise ein Atomendlager errichtet wird. Der designierte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) signalisierte, dass er sich in der Entsorgungsfrage alle Möglichkeiten offen lasse. Am Rande der SPD- Fraktionssitzung in Berlin sagte er zwar: «Es muss überprüft werden, ob es nicht andere geeignete Standorte gibt.» Ein Gutachten besage jedoch, «dass es keine Gesteinsformation gibt, die sich besser eignet als andere». Gabriel forderte eine «Versachlichung der Debatte».

Nach dem neuen Transport stehen jetzt 68 Castor-Behälter im Zwischenlager Gorleben. Deutschland ist zur Rücknahme des Atommülls aus der Wiederaufarbeitung im Ausland vertraglich verpflichtet. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sprach sich in der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» im kommenden Jahr für eine Castor-Pause aus. Er begründete dies mit der ohnehin schon hohen Belastung der Polizei durch die Fußballweltmeisterschaft. (tso/dpa)

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