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Wolfgang Fürniß am Mittwoch beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Heidelberg.

© dpa

Prozess gegen Wolfgang Fürniß: Lehrer, Minister - und geständiger Betrüger

Wolfgang Fürniß war einst in Brandenburg Wirtschaftsminister. Dort erregte er mit einem umstrittenen Privatkredit von einem Scheich Aufsehen. Wegen dubioser Geldgeschäft steht er jetzt in Heidelberg vor Gericht.

Reumütig hat sich der frühere Wirtschaftsminister Brandenburgs, Wolfgang Fürniß (70), am Mittwoch vor dem Landgericht Heidelberg gezeigt. Der langjährige CDU-Politiker gestand, Freunde und Bekannte um fast 500 000 Euro betrogen zu haben. „Ich schäme mich dafür und würde alles dafür tun, den Schaden zu begrenzen“, sagte Fürniß zum Prozessauftakt. Der Ex-Politiker war bereits im Oktober vergangenen Jahres in Hamburg verhaftet und in Untersuchungshaft genommen worden. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg wirft ihm vor, über Jahre Investitionsmöglichkeiten, aber auch eine schwere Krankheit vorgetäuscht zu haben, um an Geld zu kommen.

Die jetzige Demut des Angeklagten kommt allerdings etwas spät. Schon mehrfach fiel der schillernde CDU-Politiker durch fragwürdige Finanztransfers und einen gewissen Hang zur Hochstapelei auf.

In der Hochzeit der Heidelberger Studentenbewegung war Fürniß, damals noch selbst Student, der Jungen Union beigetreten. Nach seinem Referendariat wechselte der Gymnasiallehrer für Geschichte, Gemeinschaftskunde und Englisch 1973 schnurstracks ins Bildungsministerium von Baden-Württemberg. Er war damals erst 29 Jahre alt. Bis 1984 arbeitete der Jung-Politiker in verschiedenen Stuttgarter Ministerien, unter anderem für Lothar Späth und den späteren Bundespräsidenten Roman Herzog.

Danach machte Fürniß Karriere in seiner Heimatstadt Wiesloch bei Heidelberg. Acht Jahre lang war er dort Oberbürgermeister – und hier gab es erstmals öffentliche Kritik an seiner Amtsführung. Die Stadt war hochverschuldet, als er 1992 das Amt verließ. Er wechselte aus der Politik in die Privatwirtschaft, nämlich zu SAP im benachbarten Walldorf. „Generalbevollmächtigter“ für den weltweiten Aufbau der SAP lautete seine offizielle Funktionsbezeichnung. Intern hatte Fürniß bei SAP den Spitznamen „Fürnix“.

Ende der 90er Jahre trennte sich SAP von dem „Generalbevollmächtigten“. Als Fürniß 1999 als Wirtschaftsminister nach Brandenburg kam, wurde seine Kompetenz von Beginn an in Zweifel gezogen. Er sollte Firmen nach Brandenburg holen. Aber zunächst fiel er durch seinen möglicherweise zu Unrecht benutzten amerikanischen Honorarprofessorentitel auf. Man munkelte auch, dass sein Wirken bei SAP nicht sehr erfolgreich gewesen sei. Das waren allerdings Lappalien im Vergleich zu dem, was folgte.

Fürniß hatte eine Million Dollar von einem Scheich aus dem Emirat Schardscha erhalten, als Privatkredit. Das benachbarte Emirat Dubai sollte Hauptinvestor für eine Chipfabrik in Frankfurt (Oder) werden. Das Projekt wurde nie realisiert. Fürniß musste 2002 nach nur dreijähriger Amtszeit als Wirtschaftsminister in Brandenburg zurücktreten. Er habe mit dem Privatkredit Schulden beglichen, hieß es damals.

Die Geldnöte verließen den Ex-Politiker nicht. Sie sollen laut Anklage auch Motiv für den gewerbsmäßigen Betrug gewesen sein, den ihm die Staatsanwaltschaft jetzt vorwirft. Der Prozess vor dem Landgericht Heidelberg ist bis April terminiert.

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