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Politik: Rebellen: Entführte Deutsche wohlauf

Touristen gerieten angeblich zwischen die Fronten / Gruppe will verhandeln.

Addis Abeba/Berlin - Eine Rebellenorganisation in Äthiopien hat sich zu der Entführung zweier deutscher Touristen bekannt. Die beiden seien bei „guter Gesundheit“, teilte die Vereinigte Revolutionär-Demokratische Front von Afar (Arduf) am Montag im Internet mit. Bei einem Angriff auf eine 22-köpfige europäische Reisegruppe waren vor knapp einer Woche in der Afar-Region zwei Deutsche, zwei Ungarn und ein Österreicher getötet worden.

Die fünf Mitglieder der Reisegruppe waren ohne ersichtlichen Grund erschossen worden. Für den Tod der fünf Touristen sei die äthiopische Armee verantwortlich, hieß es in dem Bekennerschreiben. Der Überfall stand demnach im Zusammenhang mit einem Feuergefecht zwischen der äthiopischen Armee und Arduf-Kämpfern. Dabei seien 16 äthiopische Soldaten getötet und zwölf weitere verletzt worden, erklärte die Rebellengruppe in einem Schreiben, das auf den 21. Januar datiert wurde. Die Arduf entführte offenbar auch äthiopische Soldaten. Von der äthiopischen Armee lagen keine Angaben über eigene Verluste vor.

Sechs Mitglieder der Reisegruppe seien inzwischen „wohlbehalten“ in Deutschland eingetroffen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Bundesregierung bemühe sich „mit Hochdruck“, den Fall zu lösen. Dass sich die Deutschen in der Gewalt der Arduf befänden, könne er nicht bestätigen. Der Stand des Auswärtigen Amtes sei, dass zwei Deutsche „mit Verdacht auf Entführung“ vermisst würden. Laut einem Bericht des „Spiegel“ reisten Spezialisten der bundespolizeilichen Elitetruppe GSG 9 nach Äthiopien, um bei der Suche nach den Vermissten zu helfen.

„Wir können garantieren, dass ihre friedliche Freilassung nach einer friedlichen Verhandlung erfolgen wird“, hieß es in der Arduf-Erklärung zu den zwei Deutschen. Dazu sollten einflussreiche Persönlichkeiten der Region als Vermittler eingeschaltet werden. Die Regierung Eritreas habe mit der Angelegenheit nichts zu tun. Die äthiopische Regierung hatte von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen für die Tat verantwortlich gemacht. Sie hatte erklärt, die deutschen Touristen seien von ihren Entführern ins benachbarte Eritrea gebracht worden.

Die Rebellengruppe bedaure „den Tod unschuldiger Zivilisten“, erklärte die Arduf. Den Angehörigen gelte ihr „aufrichtiges Mitgefühl“. Die angegriffene Gruppe von 22 Touristen des deutschen Touranbieters Diamir befand sich auf einer Wanderung am Vulkan Erta Ale. Die Wüstenregion gilt als unsicher, ist bei Abenteuerreisenden jedoch wegen ihrer spektakulären Landschaft beliebt. Laut Arduf wurde das Feuergefecht eröffnet, als äthiopische Soldaten auf eine Gruppe der Rebellen schossen.

Die Arduf hatte im März in derselben Region fünf Europäer – drei Briten, eine Französin und eine Frau mit italienischer und britischer Staatsangehörigkeit – entführt. Sie wurden zwölf Tage später in Eritrea freigelassen. Eritrea spaltete sich nach einem langen Unabhängigkeitskrieg 1993 von Äthiopien ab. Von 1998 bis 2000 wurden bei einem neuerlichen Grenzkrieg mindestens 70 000 Menschen getötet. AFP/dpa

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