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Politik: Rechtsextremismus: Eiseskälte (Kommentar)

Bei Umfragen und Studien ist Vorsicht angebracht. Manches beeindruckende Ergebnis hat sich nach wenigen Monaten wieder verflüchtigt, wie bei demoskopischen Spektakeln in Wahlkampfzeiten zu beobachten ist.

Von Frank Jansen

Bei Umfragen und Studien ist Vorsicht angebracht. Manches beeindruckende Ergebnis hat sich nach wenigen Monaten wieder verflüchtigt, wie bei demoskopischen Spektakeln in Wahlkampfzeiten zu beobachten ist. Doch was die Berliner Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer und Richard Stöss nun vorgelegt haben, muss ernst genommen werden. Der Aussage, jeder fünfte Brandenburger und jeder achte Berliner seien rechtsextrem, entsprechen die zahlreichen Berichte über das Verhalten der "Normalbevölkerung" nach Überfällen von Skinheads und Neonazis. Abgesehen von Teilen Berlins ist in der Region zwischen Rathenow und Guben meist Eiseskälte zu spüren, wenn nach Opfern rechter Gewalt gefragt wird. Ob Passanten, Nachbarn, Kommunalpolitiker - oft genug wird misshandelten Migranten auch noch die Schuld für ihr Schicksal zugewiesen. Nur ein Beispiel: Nachdem in Guben der Algerier Farid Guendoul zu Tode gehetzt worden war, stellte der Bürgermeister der Stadt Spremberg öffentlich die Frage, was denn der Asylbewerber nachts auf der Straße zu suchen hatte. Wer möchte da bezweifeln, dass tatsächlich 18 Prozent der Brandenburger, die sich bei Niedermayer und Stöss als Rechtsextremisten geoutet haben, Anschläge auf Asylbewerberheime "gut verstehen"?

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