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Politik: "Reformer" und "Demokraten" sind in Russland nicht mehr gern gesehen (Kommentar)

Zuerst kamen die neuen Worte unter die Räder: "Reformer" und "Demokraten", die von den Russen nach der Wende zunächst mit Ehrfurcht ausgesprochen wurden. Heute bemühen russische Mütter diese Bezeichnungen als Buhmänner gegenüber unfolgsamen Kindern, bevor handfestere Argumente folgen.

Zuerst kamen die neuen Worte unter die Räder: "Reformer" und "Demokraten", die von den Russen nach der Wende zunächst mit Ehrfurcht ausgesprochen wurden. Heute bemühen russische Mütter diese Bezeichnungen als Buhmänner gegenüber unfolgsamen Kindern, bevor handfestere Argumente folgen. Vollbracht hat den rasanten Wertewandel der "Garant von Demokratie und Reformen" wie Boris Jelzin sich selbst sieht. Iwan Normalverbraucher hat er bereits gegen sich aufgebracht, nun macht er sich auch noch die Gewinnler des postkommunistischen Ausverkaufs und seine eigenen Gönner im Westen zu Feinden, die seine Wiederwahl im Sommer 96 finanzierten: Gasprom, Devisenbringer und größter Nettozahler des defizitären russischen Staatshaushaltes, soll dem Energieministerium einverleibt werden, damit dessen Gewinne in die Wahlkampfkasse des Kremls fließen. Ex-Premier Stepaschin versuchte, solches noch zu verhindern - und bezahlte dafür mit der Amtsübergabe an Geheimdienstchef Putin. Ob Jelzins designiertem Thronfolger der Coup gelingt, ist noch nicht entschieden. Immerhin hält auch die deutsche Ruhrgas AG Gasprom-Aktien im Wert von 660 Millionen Dollar, die Schulden-Weltmeister Russland nicht zurückzahlen kann. Und in Deutschland sind weder Geduld noch Devisenreserven so unerschöpflich, wie der Kreml offenbar annimmt.

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