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Politik: Rice warnt Nordkorea vor neuem Test

Verdächtige Aktivitäten in einer Atomanlage

Berichte über verdächtige Aktivitäten an einer nordkoreanischen Atomanlage haben Spekulationen über einen neuen Atomtest des Regimes in Pjöngjang ausgelöst. Wie der US-Sender ABC unter Berufung auf anonyme Regierungsquellen in Washington berichtete, soll es an einer nordkoreanischen Testanlage zu ungewöhnlichen Aktivitäten gekommen sein. Am gleichen Ort hatte das Regime am 9. Oktober eine unterirdische Atombombe gezündet. Der Test hatte weltweit Besorgnis ausgelöst. „Wir glauben, dass sie alles vorbereitet haben, um ohne weitere Warnungen einen Test durchzuführen“, zitierte ABC einen hohen Pentagon-Beamten. Südkoreanische Quellen bestätigten die Entdeckung von verdächtigen Bewegungen von Fahrzeugen und Personal. „In der Nähe des vermuteten nordkoreanischen Testgeländes wurden bestimmte Aktivitäten entdeckt“, sagte ein Regierungsvertreter.

US-Außenministerin Condoleezza Rice warnte Nordkorea vor einem zweiten Atomwaffentest. Dieser würde das Land „noch tiefer in seine Isolation“ treiben, sagte sie am Freitagabend bei einem Treffen mit ihrem südkoreanischen Kollegen Song Min Soon in Washington. In offiziellen Stellungnahmen hieß es zuvor in Seoul und Washington, dass es keine Beweise für einen bevorstehenden Test gebe. Die USA und Südkorea überwachen Nordkoreas Atomanlagen mit Spionageflugzeugen und Aufklärungssatelliten.

Sollte Nordkorea eine zweite Atombombe testen, wäre dies ein weiterer Rückschlag für die Vermittlungsbemühungen im Atomstreit. Ende Dezember war in Peking eine weitere Runde der Sechs-Nationen-Gespräche, mit denen das Regime zur Aufgabe seiner Nuklearprogramme bewegt werden soll, ohne Annäherung zu Ende gegangen. Pjöngjang verlangt von den USA Sicherheitsgarantien, die Aufhebung von Sanktionen und Wirtschaftshilfen als Ausgleich für einen Verzicht auf sein Atomprogramm.

Die Regierung von US-Präsident George W. Bush, der Nordkorea in seiner ersten Amtszeit als Teil einer „Achse des Bösen“ bezeichnet hatte, zeigte sich zuletzt kompromissbereit gegenüber dem Regime. Washington hat wenig andere Möglichkeiten als zu verhandeln. Das Risiko eines begrenzten militärischen Angriffs, etwa zur Zerstörung der nordkoreanischen Atomanlagen, ist zu groß. Das Regime verfügt über ein riesiges Arsenal an konventionellen Raketen und Waffen entlang der Demarkationslinie. Bei einem Konflikt könnten in Südkorea Hunderttausende getötet werden.

Harald Maass[Peking]

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