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Politik: Rot mit Flecken

Bei den kommunalen Stichwahlen in NRW kann sich die SPD behaupten – aber sie verliert Duisburg

Dem Beifall nach zu urteilen, hat der Mann gewonnen. Von Applaus begleitet, rauscht Frank Hengstenberg vorbei an bunten CDU-Sonnenschirmen in den Saal Hansa in der ersten Etage des Dortmunder Rathauses. Zu diesem Zeitpunkt liegt der CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt in der Stichwahl am Sonntag freilich mit nur etwas mehr als 40 Prozent der Stimmen weit abgeschlagen hinter Amtsinhaber Gerhard Langemeyer – der sich noch bedeckt hält.

Erst als gut die Hälfte der Bezirke ausgezählt ist, zeigt sich Langemeyer den wartenden Menschen im Foyer. Unter reichlich Beifall schreitet er die Treppe herab. „Sie sehen einen sehr zufriedenen Oberbürgermeister“, ruft er in den Saal und fügt dann hinzu, „der auch künftig Oberbürgermeister bleiben wird“.

Harald Schartau strahlt zu diesem Zeitpunkt. Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der SPD war eigens nach Dortmund gekommen, weil er – wie viele Beobachter – mit einem Sieg des Genossen gerechnet hatte. Zu Schartaus guter Laune tragen die meisten der bis zu diesem Zeitpunkt eingegangenen Ergebnisse bei. Ganz besonders zählt zum Beispiel der Erfolg in Gelsenkirchen, der Landtagsabgeordnete Frank Baranowski hat CDU Amtsinhaber Oliver Wittke eindeutig geschlagen. „Das Kämpfen hat sich ausgezahlt“, hatte er Schartau zugerufen und dafür gesorgt, dass das Ruhrgebiet bis auf zwei schwarze Flecken wieder dunkelrot gefärbt ist. Neben Gelsenkirchen und Dortmund lagen die Genossen auch in Herne und im Kreis Recklinghausen vorne.

Sorgen bereiteten dem Landesvorsitzenden freilich die Meldungen aus zwei Städten: Sowohl Duisburg wie Wuppertal waren eindeutig an die CDU gefallen. In beiden Fällen hatten die CDU Herausforderer die sozialdemokratischen Amtsinhaber geradezu deklassiert. Völlig überraschend war das allerdings nicht gekommen: Der Wuppertaler Hans Kremendahl hatte bundesweit für negative Schlagzeilen gesorgt, weil er sich seinen Wahlkampf vor fünf Jahren von einem Bauunternehmer hatte bezahlen lassen, der deshalb auch wegen Korruption verurteilt war. „Wer mit solchen Leuten antritt, darf sich nicht wundern, wenn sie verlieren“, urteilte denn auch einer aus der SPD-Führungsriege, der freilich nicht verhindern konnte, dass Kremendahl aufgestellt wurde. Die Duisburger Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling hatte es sich in der Stadt nicht nur mit den Grünen verscherzt, die sie aus der Koalition drängte, auch im Urteil der Wähler konnte sie angesichts einer mageren Bilanz nicht bestehen.

Für CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers waren diese beiden Ergebnisse der Höhepunkt des Abends. Ob das die Trendwende in den großen Städten sein würde? Diese Frage beantwortete Rüttgers nur noch sehr vorsichtig; da er vor zwei Wochen stark kritisiert wurde, als er die sieben Prozent Verlust allzu schön geredet hatte. „Das war eine Stichwahl mit niedriger Beteiligung“, analysierte er jetzt, „da kann man für die Landtagswahl nicht hochrechnen“.

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