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Politik: Russland: Putin ordnet Spitze neu

Moskau. Gleich sechs Generäle entließ Wladimir Putin am Montag in Moskau.

Moskau. Gleich sechs Generäle entließ Wladimir Putin am Montag in Moskau. Grund dafür ist vor allem das Gerangel um die Aufteilung des Rüstungshaushalts: Ex-Bewaffnungschef Sitnow hatte bei der Vergabe der lukrativen Staatsaufträge andere Prioritäten gesetzt als der für die Rüstungsindustrie zuständige Vizepremier Ilja Klebanow. Der aber gehört zu Putins "Petersburger Gruppe", die sich im russischen Kabinett immer erfolgreicher gegen Jelzins "Altlasten", wie Verteidigungsminister Sergejew durchsetzt. Mit dem Rauswurf der Gruppe um Sitnow, der als Protege Sergejews galt, sind auch die Tage des Marschalls gezählt.

Den Richtungsstreit soll in der nächsten Woche der nationale Sicherheitsrat entscheiden. In Insiderkreisen gilt als sicher, dass Putin Sergejew feuern wird. Als dessen Nachfolger wird ein Zivilist gehandelt: Klebanow oder Andrej Kokoschin, der Anfang der Neunziger bereits Vizeminister war und anschließend Sekretär des Sicherheitsrates.

Nach dem Kehraus in den Führungsetagen des Verteidigungsministeriums vermuten Beobachter, dass sich der Machtkampf zwischen Petersburger Reformern und Angehörigen des Jelzin-Clans in Kabinett und Präsidentenamt zuspitzt. Entscheidungen, die Putin auf der Basis von Vorlagen der Petersburger Gruppe trifft, werden - das Wirtschaftsprogramm wie die Diskussion über die Armeereform - von der "Familie" aufgeweicht.

Selbst hohe Beamte in der Kremladministration sind offenbar der Auffassung, das könne nicht ewig so weitergehen. Spätestens im September, meldete die Zeitung "Sewodnja" unter Berufung auf eine Quelle in Putins engster Umgebung, werde Regierungschef Michail Kasjanow entlassen. Der war wegen seiner Nähe zur alten Elite für Putin ohnehin nur zweite Wahl, als er nach Ende März einen neuen Premier ernennen musste. Als Wunschkandidat galt bereits damals ein Geheimdienstler - Sergej Iwanow, der nun wieder im Gespräch ist. Als Alternative wird Vizepremier und Finanzminister Alexej Kudrin gehandelt.

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