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Politik: Russlands Schulden: "Fantasievolle Behandlung"

Bundeskanzler Gerhard Schröder und der russische Ministerpräsident Michail Kasjanow wollen bei der Begleichung von Russlands Schulden neue Möglichkeiten erproben. Es werde alternative Formen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern geben, die "eine fantasievolle Behandlung des Schuldenproblems" mit einschlössen, sagte Schröder nach einem einstündigen Gespräch mit Kasjanow.

Bundeskanzler Gerhard Schröder und der russische Ministerpräsident Michail Kasjanow wollen bei der Begleichung von Russlands Schulden neue Möglichkeiten erproben. Es werde alternative Formen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern geben, die "eine fantasievolle Behandlung des Schuldenproblems" mit einschlössen, sagte Schröder nach einem einstündigen Gespräch mit Kasjanow. Der russische Premier hält sich auf Einladung des deutsch-russischen Forums und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft in Deutschland auf.

Schröder erläuterte die neuen Wege zur Lösung des Schuldenproblems: "Es muss geklärt werden, ob aus Schulden Beteiligungen werden können." So könnten sich deutsche Unternehmen an "werthaltigen" russischen Unternehmen beteiligen, und für diese Anteile dem deutschen Staat etwas zahlen. Eine Expertengruppe solle diese Möglichkeiten prüfen.

Kasjanow begrüßte die Initiative des Kanzlers, das Problem der Schulden "zu einem Instrument des Wohls" zu machen. "In Deutschland wächst das Verständnis dafür, dass Russland von den sowjetischen Altschulden nicht alles erstatten kann." Russland ist mit insgesamt 88 Milliarden Mark im westlichen Ausland verschuldet, die Hälfte dieses Betrags entfällt auf Deutschland. Kasjanow, seit Anfang Mai im Amt der Premierministers, gilt als Fachmann für Auslandsschulden und geschickter Verhandlungspartner.

Ein weiterer Punkt der Gespräche mit Schröder war die Zusammenarbeit auf dem Energiesektor. Kasjanow deutete Befürchtungen an, die deutsch-russische Kooperation auf diesem Gebiet könne durch Aktivitäten der EU behindert werden. Schröder dagegen betonte, die Zusammenarbeit mit der EU sehe er als "willkommene Ergänzung", nicht aber als Ersatz für die deutsch-russischen Energiegeschäfte.

Während Kasjanows Besuch in Berlin dementierte der russische Präsident Wladimir Putin Vermutungen über eine bevorstehende Entlassung seines Regierungschefs. "Das sind bösartige, unbegründete Gerüchte" sagte Putin am Rande eines GUS-Gipfels. Nachdem der Kremlchef in den vergangenen Wochen die Arbeit einzelner Minister kritisiert hatte, war in den russischen Medien über eine Ablösung Kasjanows spekuliert worden.

Doris Heimann

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