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Politik: Scharon scheitert in der eigenen Partei mit Rückzugsplan Mehrheit gegen Räumung von Gaza

Siedlerfamilie getötet

Tel Aviv . Israels regierende Likud-Partei hat den Plan von Premier Ariel Scharon für die einseitige Abtrennung von Palästinensergebieten überdeutlich abgelehnt. In einer Mitglieder-Abstimmung haben sich nach ersten Prognosen rund 60 Prozent gegen den Plan des Regierungschefs ausgesprochen und nur etwa 40 Prozent dafür. Das negative Abstimmungsergebnis war nach den letzten Umfragen unter Likud-Mitgliedern zu erwarten gewesen – allerdings nicht in diesem vernichtenden Ausmaß.

Mehr als 193 000 Likud-Mitglieder waren aufgerufen, über Scharons Plan eines Abzugs aus dem Gazastreifen sowie der Räumung aller 21 Siedlungen dort und vier weiterer im Westjordanland abzustimmen. Eine große Mehrheit der Israelis ist für den Plan. Vor wenigen Wochen hatte das auch für die Likud-Partei gegolten, doch Siedler und Nationalisten erreichten einen Stimmungsumschwung. Jedes Likud-Mitglied wurde mehrfach von Siedlern zu Hause aufgesucht, während sich Scharons Anhänger mit Telefongesprächen begnügten. Scharon scheint indes entschlossen, seinen Plan trotz allem zu verwirklichen. Nun dürfte er versuchen, in der Regierung und in der Knesset eine Mehrheit zu finden oder aber sich mittels Volksabstimmung eine Vollmacht erteilen zu lassen.

Am Tag der Abstimmung töteten palästinensische Attentäter im Gazastreifen eine Siedlerfamilie. Die Siedler waren gerade auf dem Weg zu den Stimmlokalen, als die hochschwangere Mutter und ihre vier Töchter im Alter zwischen zwei und elf Jahren in ihrem Auto erschossen wurden. Ein weiterer Siedler wurde schwer und zwei Soldaten leicht verletzt, die beiden Angreifer wurden erschossen. Der Überfall wurde durch zwei Terroristen der Hamas verübt. Die extremistischen Islamisten machten so klar, dass sie den Kampf gegen Israel unabhängig vom Ausgang der Abstimmung und über einen möglichen israelischen Abzug hinaus weiterführen wollen. Der mörderische Überfall dürfte beim Likud die Ablehnung des Plans noch verstärkt haben.

Wenige Stunden nach dem Angriff feuerte ein israelischer Kampfhubschrauber vier Raketen auf ein Hochhaus in Gaza ab, in dem ein Rundfunksender der Hamas untergebracht war. Sieben Palästinenser wurden verletzt. Bei einem israelischen Hubschrauberangriff auf ein Fahrzeug in Nablus wurden am Sonntagabend vier Palästinenser getötet. Zwei von ihnen wurden als Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden identifiziert, dem militärischen Arm der Fatah von Palästinenserpräsident Arafat.

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