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Politik: „Schaut diesmal nicht weg“

Es sind Dokumente des Grauens, Bilder, vor denen man am liebsten seine Augen verschließen möchte. „Schaut diesmal nicht weg“, hat die „International Herald Tribune“ einen Kommentar zu Fotos aus dem Krisengebiet in der westsudanesischen Provinz Darfur überschrieben.

Es sind Dokumente des Grauens, Bilder, vor denen man am liebsten seine Augen verschließen möchte. „Schaut diesmal nicht weg“, hat die „International Herald Tribune“ einen Kommentar zu Fotos aus dem Krisengebiet in der westsudanesischen Provinz Darfur überschrieben. Er stammt vom „New York Times“Journalisten Nicholas D. Kristof. Kristof hatte nach eigenen Angaben Zugang zu einem Archiv von Beobachtern der Afrikanischen Union. Ein streng geheimes Archiv, das ihm jemand öffnete, „der glaubt, dass die Menschen aufgewühlt würden, wenn sie die Folgen ihrer Selbstgefälligkeit sehen können“.

Vier Fotos von angeblich tausenden zeigten die „New York Times“ und die „International Herald Tribune“ in dieser Woche. Eines soll am 15. Januar im Dorf Hamada nach einem Angriff der von der Regierung unterstützten Milizen gemacht worden sein und die Leiche eines kleinen Jungen zeigen, eines von 107 Opfern der Attacke. Das Bild des ebenfalls getöteten Bruders des Jungen wollte Kristof nicht zeigen: Dieser sei so brutal geschlagen worden, dass „nichts mehr von seinem Gesicht übrig ist“. Auf einem anderen, der abgebildeten Fotos ist das Skelett eines Menschen zu sehen. Ob es sich um eine Frau oder einen Mann handele, sei unklar. Die Hände des Opfers seien noch gefesselt, beschreibt Kristof. Außerdem sei zu erkennen, dass die Kleidung der Frau oder des Mannes heruntergerissen sei, vermutlich von Angreifern, die ihr Opfer möglicherweise vor seiner Ermordung sexuell missbraucht hätten.

Viele Fotos aus dem geheimen Archiv unterstützen laut Kristof den Verdacht, dass Regierung und Milizen gemeinsame Sache machen. So seien oft Männer in der Uniform der sudanesischen Armee zu sehen, wie sie afrikanische Dörfer niederbrennen.

Das Archiv enthalte auch ein Schriftdokument vom August vergangenen Jahres, das eine systematische Politik des Völkermords belegen könnte. In dem Schreiben eines Milizenvertreters würden regionale Kommandeure und Sicherheitsoffiziere aufgerufen, alle Anordnungen des Präsidenten auszuführen. „Verändert die Demografie Darfurs und säubert es von afrikanischen Stämmen“ zitiert der Journalist aus dem Papier. Es ermutige dazu, Afrikaner zu töten, ihre Dörfer niederzubrennen und sie aus Darfur zu vertreiben. Die Afrikanische Union und andere Experten halten das Dokument nach Kristofs Angaben für authentisch.phw

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