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Politik: Schröder im Baltikum: Besuch soll Beitrittsverhandlungen mit EU und Nato beflügeln

Gerhard Schröder kann bei seinem Besuch ab Montag im Baltikum mit einem großen Bahnhof rechnen. Denn die offizielle dreitägige Visite des Bundeskanzlers lässt Estland, Lettland und Litauen auf eine Beschleunigung der Integration in die westlichen Organisationen hoffen.

Gerhard Schröder kann bei seinem Besuch ab Montag im Baltikum mit einem großen Bahnhof rechnen. Denn die offizielle dreitägige Visite des Bundeskanzlers lässt Estland, Lettland und Litauen auf eine Beschleunigung der Integration in die westlichen Organisationen hoffen. "Das Signal ist, dass der Westen die baltischen Staaten nicht länger als post-sowjetische Staaten betrachtet, sondern als Anwärter auf die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und der Nato", sagt Atis Lejins vom Institut für Außenpolitik in Lettland. Der litauische Vizeaußenminister Vygaudas Usackas betont den besonderen Einfluss der Bundesrepublik, die sich gern als "Anwalt der Balten" bezeichnet: "Ohne die Unterstützung Deutschlands wäre es schwierig, eine positive Entscheidung über die Nato-Erweiterung zu erwarten."

Russland sieht die Annäherung der einst zur Sowjetunion zählenden baltischen Republiken an den Westen skeptisch und lehnt insbesondere deren Wunsch nach einer Mitgliedschaft in der Nato strikt ab. Alle drei Länder sind auch an einer EU-Beitritt interessiert. Estland gehört zu den mittel- und osteuropäischen Ländern, die in vermutlich nach 2003 in einer ersten Erweiterungsrunde in die EU aufgenommen werden könnten. Lettland und Litauen werden zur zweiten Runde der Anwärter gezählt. Alle drei Länder sind auch Mitglied im Ostseerat, der die Kooperation der Anrainerstaaten vertiefen soll. Deutschland übernimmt im Sommer den Vorsitz in diesem Forum.

Das Vertrauen in Deutschland ist groß. Schließlich war die Bundesrepublik einer der ersten Staaten, die die Unabhängigkeit der baltischen Staaten 1991 anerkannten. Daraus entwickelte sich ein enges Verhältnis. So ließ sich Estland beispielsweise bei der Privatisierung seiner Wirtschaft von der damaligen Berliner Treuhand-Behörde beraten, bei der neuen demokratischen Verfassung orientierte sich Tallinn am Grundgesetz. Aber auch die Zusammenarbeit auf sprachlicher und kultureller Ebene ist eng.

Schwerpunkte des Schröder-Besuches sind nach Angaben der Bundesregierung der Ausbau der bilateralen Beziehungen und die "Heranführung der baltischen Staaten an die Europäische Union". Zentrale Frage für die Balten wird in den kommenden drei Tagen sein, ob Deutschland bei seiner Haltung zur Erweiterung der Europäischen Union bleibt. Denn im vergangenen Monat hatte eine Gruppe einflussreicher Wirtschaftsvertreter aus Deutschland eine Verschiebung der Erweiterung gefordert.

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