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Politik: Schröder will mehr Kampf im Duell

Kritik an starren Regeln beim ersten Treffen / SPD und Union sehen sich als Gewinner / Meinungsforscher uneins

Berlin. Nach dem TV-Duell zwischen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) reklamieren beide Seiten den Sieg für sich. Führende Sozialdemokraten und Grüne waren aber unzufrieden mit den Regeln der Fragerunde, die Schröders Stärken nicht richtig hätten zur Geltung kommen lassen. Schröder sagte, er wünsche sich beim zweiten Duell am 8. September mehr Möglichkeiten zur direkten Antwort. In der Union herrschte große Zufriedenheit. Stoiber habe sich dem Amtsinhaber ebenbürtig erwiesen. Das komme für den Herausforderer einem Sieg gleich. Meinungsumfragen ergaben kein klares Bild.

Von Robert Birnbaum

Die Kontrahenten selbst lehnten jede Bewertung ihres Auftritts ab und erklärten, sie wollten das Urteil den rund 15 Millionen Zuschauern überlassen. Meinungsumfragen mehrerer Institute vermittelten kein einheitliches Bild. Während infratest-dimap und Forsa insgesamt eher Schröder als den Sympathischeren im Vorteil sahen, ermittelte die Forschungsgruppe Wahlen insgesamt einen leichten Vorsprung von Stoiber vor Schröder bei der Frage, wer sich besser geschlagen habe (37 gegen 35 Prozent). Allerdings zeigten sich bei Einzelfragen deutliche Unterschiede. So machte Stoiber laut Infratest in der Steuerpolitik die bessere Figur, während Schröder bei der Bewältigung der Flut und in der Außenpolitik punktete.

Bei SPD und Grünen wurde Unmut über das starre Reglement des Fernsehduells, aber auch Unzufriedenheit mit Schröders Auftreten laut. Der Kanzler und SPD-Chef sei unterhalb seiner Möglichkeiten geblieben. Die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) empfahl Schröder, sich beim nächsten Duell „etwas lockerer, etwas angriffslustiger“ und nicht so „staatstragend“ zu zeigen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, er wünsche sich mehr Spontaneität. Der Grünen-Spitzenkandidat, Außenminister Joschka Fischer, kritisierte: „Das war kein Duell, sondern der Austausch von Meinungen in einem vorher verfertigten Korsett.“

Auch Schröder meldete den Wunsch nach spontaner Reaktion an. Er machte aber deutlich, dass er das Regelwerk nicht verändern wolle. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye und SPD-Generalsekretär Franz Müntefering hatten zuvor angedeutet, dass sie sich eine Änderung der Regeln wünschen. Das lehnte die Union aber ab. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer griff zudem das als SPD-nahe geltende Meinungsforschungsinstitut Forsa an. Forsa sei „ein Wahlkampfinstrument der rot-grünen Regierung“. Das Institut hatte gemeldet, den Zuschauern sei Schröder sympathischer erschienen. Stoibers Wahlkampfberater Michael Spreng warf dem Kanzler vor, er habe gegen die Absprachen verstoßen, indem er ungefragt das Wort an sich gerissen habe. In einem Schreiben an ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender forderte er, am 8. September strikt auf Einhaltung der Regeln zu dringen. Brender hatte am Montag bereits eine Änderung des Reglements abgelehnt. Er kündigte aber an, man werde mit der ARD überlegen, wie das Gespräch mit den Moderatorinnen Sabine Christiansen und Maybrit Illner lockerer geführt werden könne. Vor allem sollten mehr gezielte Nachfragen gestellt werden.

Der FDP-Spitzenkandidat Guido Westerwelle bekräftigte seinen Anspruch auf Teilnahme am nächsten Duell.

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