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Politik: Schüsse im Schulkeller

Von Eberhard Löblich, Zscherndorf Seit dem Amoklauf eines Erfurter Schülers haben Schützenvereine mit ihrem Ruf zu kämpfen. Jener in Zscherndorf im Süden Sachsen-Anhalts will sich dennoch einen neuen Schießstand bauen.

Von Eberhard Löblich,

Zscherndorf

Seit dem Amoklauf eines Erfurter Schülers haben Schützenvereine mit ihrem Ruf zu kämpfen. Jener in Zscherndorf im Süden Sachsen-Anhalts will sich dennoch einen neuen Schießstand bauen. Das ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist nur die Wahl des Ortes: in einer Grundschule.

Noch müssen die gerade mal neun Zscherndorfer Schützen mit dem Umbau des Dorfschulkellers warten. Die Verwaltungsgemeinschaft Sandersdorf, die als kommunaler Schulträger über das Hausrecht in der Schule verfügt, hat für das Vorhaben noch kein grünes Licht gegeben. Aber der Gemeinderat hat bereits zugestimmt. Das, so befürchtet Georg Kuropka vom Kreiselternrat, macht es dem Schulträger leichter, den Antrag der Schützen passieren zu lassen. „Nur einem Monat nach dem Massaker von Erfurt soll ausgerechnet in einer Schule das Schießen gelehrt und gelernt werden“, regt sich Kuropka auf.

Der Präsident des 1999 gegründeten Schützenvereins von Zscherndorf, Wolfgang Henschel, ist zugleich stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde. Und nachdem er hoch und heilig versichert hatte, dass das Gemeindesäckel durch den Umbau mit keinem Cent belastet würde, fanden die Räte nichts Schlimmes daran.

Schulleiterin Elvira Springer hat zwar gewisses Verständnis für die Bedenken Kuropkas, sonst aber nichts gegen den Schießstand einzuwenden. „Zumindest nicht, solange alle Vorschriften eingehalten werden“, sagt sie. Ob das der Fall ist, lässt das Innenministerium jetzt im weiteren Genehmigungsverfahren in allen Einzelheiten prüfen. „Wir wissen noch nicht, ob wir eine Handhabe dagegen haben“, sagt Ministeriumssprecher Matthias Schuppe. „Aber wenn, dann werden wir sie nutzen.“ Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz zeigte sich „erschüttert über das Maß an gesellschaftlicher Ignoranz, das zu diesem Gemeinderatsbeschluss geführt hat“. Aber auch ihm sind die Hände gebunden. Dafür wächst der öffentliche Druck auf die Schützen – sie überlegen derzeit, auf den heikel gelegenen Übungsraum lieber zu verzichten.

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