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Nordrhein-Westfalen: Schüler einer Grundschule sitzen im Sommer 2020 mit Abstand in ihrem Klassenraum.

© Marcel Kusch/dpa

Schulöffnungen am Montag: Lasst den Schaden nicht noch größer werden!

Es wird höchste Zeit, dass die Schüler in den Präsenzunterricht zurückkehren. Schon jetzt sind die Folgen für Kinder und Jugendliche dramatisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das möchte man auch mal in Deutschland erleben: dass einem Regierenden der Kragen platzt wie jetzt Staatspräsident Emmanuel Macron. Der will von den Epidemiologen endlich was anderes hören als die Forderung nach Schließungen, wenn Inzidenzwerte wieder höher gehen.

Macron hat Angst um seine Gesellschaft. Zumal die Folgen enorm sind.

Deswegen legt Macron auch Wert darauf: In Frankreich können sie einen harten, oder sagen wir härteren, Lockdown haben - Schulen und Kitas bleiben offen. Denn die Kosten von Beschränkungen sind in jedem Fall für die Kinder horrend.

Noch einmal am Beispiel Frankreich: Es gibt mehr und mehr Einweisungen in Krankenhäuser wegen psychischer Erkrankungen. „Depressionen, Selbstmordversuche (…) Wir können da auch von einer Epidemie sprechen (…) Die Kinder erkranken an dem Eingesperrtsein“, berichtet Robert Cohen, Sprecher von Frankreichs Verband der Kinderärzte.

Bildung wie im frühen 19. Jahrhundert

In Deutschland wird das nur unwesentlich anders sein; und in der Rückschau erst recht deutlich werden. Hinzu kommt: „Corona hat die Bildungsverhältnisse der Vormoderne wiederhergestellt“, sagt der bekannte Bildungshistoriker Heinz-Emar Tenorth im „Spiegel“.

Bildung wie im frühen 19. Jahrhundert also. Sozialverhalten, Zusammengehörigkeit, alles befindet sich in gesellschaftlicher Regression“, beklagt Tenorth. Er hat an der Berliner HU gelehrt, ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“, von der sich die Bundesregierung beraten lässt. Und jetzt, da der Unterricht in den Schulen wieder anläuft, wird es offensichtlich werden.

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Nur können sich die Kinder und Jugendlichen nicht an der Politik schadlos halten, nicht in diesem Jahr, nicht dann, wenn sie in Jahrzehnten in den Arbeitsmarkt drängen. Schon heute ist der volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden erschreckend.

Die Politik ist auf Bewährung

Allein finanziell liegt er bereits bei 3,3 Billionen Euro, so hoch wie die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik im Jahr 2020. Trotz unendlich vieler Warnungen.

Woher das alles kommt? Falsche Steuerung - und gar keine Steuerung. Schulen wurden geschlossen, als Büros und Produktionsstätten offen blieben.

Viel zu spät läuft das Programm „Luftfilteranlagen für alle Klassenzimmer“ an, kommen Schnelltests für Lehrer und Schüler. Und die Unterstützung für Familien, die sich keine Laptops, Tablets, Drucker leisten können, ist weiter rudimentär.

„Das Vorenthalten der Schule ist ein Verbrechen am Kind“, hat sich Erziehungswissenschaftler Tenorth empört. Dieses Urteil sollten die Regierenden aus der Welt schaffen. Von diesem Montag an sind sie auf Bewährung.

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