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Politik: Schweden schaltet vier Reaktoren ab

Vor allem sicher sollten sie sein – die Atomkraftwerke (Akws) mit Vorbildcharakter im fortschrittlichen Schweden. So sicher, dass zahlreiche Politiker der bürgerlichen Opposition aber auch regierenden Sozialdemokraten vor den Parlamentswahlen im Herbst am liebsten wieder aus dem 1999 beschlossenen und seit dem nur sehr halbherzig durchgeführten Atomenergieausstieg aussteigen möchten.

Vor allem sicher sollten sie sein – die Atomkraftwerke (Akws) mit Vorbildcharakter im fortschrittlichen Schweden. So sicher, dass zahlreiche Politiker der bürgerlichen Opposition aber auch regierenden Sozialdemokraten vor den Parlamentswahlen im Herbst am liebsten wieder aus dem 1999 beschlossenen und seit dem nur sehr halbherzig durchgeführten Atomenergieausstieg aussteigen möchten. Zu deutlich seien die ökonomischen und ökologischen Vorteile gewissenhafter Atomenergiegewinnung, mit der das Königreich trotz der Schließung von Kraftwerken immer noch die Hälfte seines Strombedarfs deckt. Auch jüngere Umfragen unter Wählern befürworteten einen eingeschränkten Verbleib in der Atomenergieproduktion. Insgesamt gibt es im Land noch zehn Reaktoren.

Das Stimmungsbild könnte sich nun ändern: Auf eine schwerwiegende Panne im nördlich von Stockholm gelegenen Akw Forsmark am Dienstag der vergangenen Woche, bei der zwei Reaktoren abgeschaltet werden mussten, folgte am Donnerstag im südöstlich gelegenen Akw Oskarshamn die Schließung von zwei der insgesamt drei Reaktoren. Die allgemeine Sicherheit könne ansonsten nicht gewährleistet werden, so die Betreiber. Alle Problemreaktoren sollen die gleichen Konstruktionsmerkmale aufweisen.

Kernkraftinspekteure sollen nun die Ursachen genauer Untersuchen. Beim ersten Vorfall in Forsmark vor einer Woche handelte es sich um einen Stromausfall, worauf sich der dortige Reaktor „1“ aus unbekannten Gründen schnell ausschaltete. Der Reserveenergiegenerator hätte in jener Situation die Stromversorgung übernehmen müssen, funktionierte aber nicht. Nachdem wichtige Messinstrumente aussetzten, gelang es erst nach 23 Minuten unter großen technischen Schwierigkeiten, die Stromversorgung manuell in Gang zu bringen. Man könne nicht garantieren, dass ein ähnlich ungeplantes Ereignis bei den am Donnerstag abgeschalteten Reaktoren genauso glimpflich ausgehen würde, sagte Anders Österberg von der Betreiberfirma OKG. „Dass, was in Forsmark passiert ist, darf nicht noch einmal passieren. Es war ein bislang unbekannter Fehler der zeigt, wie komplex und verletzbar Kernkraft ist“, sagte die Umweltministerin.

Der Zwischenfall sei sehr ernst gewesen, aber weit von einem GAU entfernt, teilte die staatliche Kernkraftinspektion mit. Dagegen sagte der unabhängige schwedische Experte Lars-Olov Höglund zu „Aftonbladet“: „Man kann die Ereignisse in Forsmark etwa damit vergleichen, wie es in Harrisburg und Tschernobyl begann. Schlechtes Management und Panik im Kontrollraum. Die Sicherheit schwedischer Akws ist deutlich schlechter geworden.“

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