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Politik: Seehofer bringt die CSU in Rage

Berlin - Im Kampf um den CSU-Vorsitz hat sich Horst Seehofer in den Verdacht gebracht, seine Gegner mit unsauberen Methoden niederhalten zu wollen. Auslöser sind drei kurze Sätze, die so klingen wie aus einem miesen Mafia-Krimi.

Von Robert Birnbaum

Berlin - Im Kampf um den CSU-Vorsitz hat sich Horst Seehofer in den Verdacht gebracht, seine Gegner mit unsauberen Methoden niederhalten zu wollen. Auslöser sind drei kurze Sätze, die so klingen wie aus einem miesen Mafia-Krimi. Gesprochen hat sie aber nicht der Pate, sondern eben Seehofer. „Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material“, zitiert der „Stern“ den Minister; Material über moralische Verfehlungen von Parteifreunden, das ihm zugesandt worden sei etwa von der enttäuschten Ex-Geliebten einer CSU-Größe. Auf seine Schreibtischschublade gezeigt habe Seehofer, beschreibt der Journalist die Szene im Büro des Mannes, der sich seit dem Bekanntwerden seiner außerehelichen Affäre mit einer jungen Frau in Berlin als Opfer einer Schmutzkampagne sieht.

Die drei Sätze haben bei Ludwig Spaenle eine böse Erinnerung ausgelöst. Der CSU-Landtagsabgeordnete hat vor zwei Jahren dazu beigetragen, die Karriere der Strauß-Tochter Monika Hohlmeier zu beenden. Hohlmeier musste gehen, weil sie den Vorwurf nicht entkräften konnte, missliebigen Parteifreunden mit peinlichen Enthüllungen gedroht zu haben. „Ich bin persönlich erschüttert, dass Seehofer so was macht“, sagt Spaenle am Donnerstag dem „Münchner Merkur“. Damit habe der Bundesminister jeden Anspruch auf den Parteivorsitz verspielt: „Wer Hohlmeier-Methoden anwendet, gegen den stehen wir auf!“ Auch andere CSU-Politiker reagieren mit entsetztem Kopfschütteln. „Wenn Seehofer das nicht ganz schnell aus der Welt schafft, ist er weg“, sagt ein CSU-Spitzenmann.

Seehofer zog die Notbremse am Nachmittag am Rande eines EU-Treffens in Brüssel. Dass die drei Sätze gefallen sind, wenn auch nicht unbedingt zur Veröffentlichung bestimmt, bestreitet er nicht. Sie seien aber nicht als Drohung gemeint gewesen, sondern sollten das Gegenteil ausdrücken: Er habe diese Art Indiskretionen „immer als widerlich eingestuft, habe das nie verwertet und das auch in Zukunft nicht vor.“ Robert Birnbaum

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