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Der mögliche Wechsel von Pofalla zur Bahn hat heftige Kritik hervorgerufen.

© AFP

Seitenwechsel sorgt für Aufregung an der Basis: Auf einmal ist Ronald Pofalla sprachlos

Der mögliche Seitenwechsel von Ronald Pofalla zur Bahn sorgt für Aufregung an der Basis. Die Stimmung ist alles andere als freundlich. "Du hast Deine Wähler und die CDU im Kreis Kleve jämmerlich im Stich gelassen", schreibt ihm Parteifreund Christoph Andreas. Und Pofalla? Er schweigt

Ende November war die politische Welt am linken Niederrhein noch in Ordnung. Der CDU Kandidat Ronald Pofalla hatte seinen Bundestagswahlkreis in der Heimat mit Bravour und einer schönen absoluten Mehrheit verteidigt. Die örtlichen Honoratioren aus dem beschaulichen Weeze hatten anschließend die Ehre, dem Kanzleramt die obligatorische Weihnachtstanne zu schenken. So entstanden stimmungsvolle Bilder mit der Kanzlerin und dem Chef ihres Amtes, die sich vor allem in den lokalen Medien am linken Niederrhein schnell verbreiteten.

Auch auf der Internetseite von Ronald Pofalla findet sich ein entsprechendes Foto unter dem Datum des 28. Novembers, jüngere Einträge gibt es nicht. Obwohl sich inzwischen weite Teile des politischen Berlins Gedanken über die berufliche Zukunft des ehemaligen Kanzleramtsministers und Vertrauten von Angela Merkel machen, hat er sich entschieden konsequent zu schweigen; alle entsprechenden Anfragen werden ablehnend beschieden. Den Parteifreunden am linken Niederrhein geht es ähnlich, auch sie rätseln seit dem Jahreswechsel, ob ihr langjähriger Abgeordneter schon zu Beginn der Legislaturperiode fahnenflüchtig werden könnte. Der eine oder andere rätselt nicht mehr, er zeigt sich sogar öffentlich ähnlich empört, wie sonst nur der politische Gegner. "Du hast Deine Wähler und die CDU im Kreis Kleve jämmerlich im Stich gelassen. Man könnte sagen, Du hast Deine Wähler betrogen", schrieb ihm Parteifreund und CDU Ratsherr Christoph Andreas aus Straelen und diese wenig schmeichelhaften Zeilen fanden - wie beabsichtigt - ihren Weg an die Öffentlichkeit, seither werden sie immer wieder zitiert, um den Unmut über den langjährigen Weggefährten aus den eigenen Reihen zu untermauern.

Wie Pofalla seine Parteikollegen schockte

In der Tat ist die Stimmung Pofalla gegenüber nicht nur freundlich, zumal sich die erfolgsverwöhnte örtliche CDU auf den kommunalen Urnengang vorbereitet und fürchtet, ein möglicher Abgang könne die eigenen Chancen im Mai mindern. Seit Jahrzehnten hat sich die Region Kleve zu einer veritablen schwarzen Hochburg entwickelt; allein Pofalla hat seinen Wahlkreis sechsmal hintereinander direkt gewonnen, seit 1949 hatte die SPD nie eine Chance, ihre jeweiligen Bewerber durchzubringen.

Und noch etwas hat die Christdemokraten vor Ort betroffen gemacht. Noch am 13. Dezember haben die regionalen Parteifürsten mit Ronald Pofalla zusammen gesessen, er hat ihnen die Details der Koalitionsverhandlungen geschildert, erinnert sich der CDU Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Günther Bergmann heute: "Als er gegangen war, saßen wir anderen noch eine Weile zusammen. Dann kam ein Parteifreund ganz aufgeregt rein und sagte: im Internet habe eine Regionalzeitung gemeldet, dass Pofalla nicht mehr Kanzleramtsminister sein will". Für die Runde war einmal die Tatsache ein Schock, dass ihr direkter Draht ins Kanzleramt abzukühlen drohte, aber genauso kritisch bewertete man, dass Pofalla ihnen das nicht direkt gesagt hatte.

Pofalla hat sich entschieden, nichts zu tun

Als dann am Jahreswechsel die Meldungen über den Wechsel zum Staatsunternehmen Bahn die Runde machten, gab es eine Flut von Mails und kritischen Anfragen aus den eigenen Reihen. "Die Leute müssen erst einmal begreifen, was da passiert", erklärt Günther Bergmann fast ein wenig entschuldigend. Nach einer kleinen Weile der Sprachlosigkeit hat er inzwischen mit Pofalla geredet und sucht die Balance zwischen Kritik und Verständnis zu halten. Ja, er sei auch "irritiert" gibt Bergmann zu, um dann allerdings eine andere Tonlage zu finden. "Der Wahlkampf mit ihm war ein wahres Feuerwerk", schwärmt Bergmann, um dann hinzuzufügen, dass er als Unternehmensberater nicht grundsätzlich gegen den Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft sei, fügt dann aber an, "aber so kurz nach der Bundestagswahl".

Eigentlich hatten die Parteifreunde darauf gesetzt, dass sich ihr Abgeordneter an diesem Freitag auf Burg Boetzelaer einfindet, wo man den Schlussspurt für die Kommunalwahl einläuten will. Aber inzwischen weiß Günther Bergmann, dass sich Pofalla entschieden hat, erst einmal nicht zu kommen, weil aus seiner Sicht nichts entschieden ist.

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