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Vor der Moschee in Jamrud versammelte sich nach dem Anschlag eine Menschenmenge.

© dpa

Selbstmordattentat: Fast 50 Tote in Pakistan

In Pakistan haben die Freitagsgebete ein blutiges Ende genommen: Ein Attentäter hat Dutzende Gläubige mit in den Tod gerissen. Zuvor hatte das Militär in der Nähe eine Offensive abgeschlossen.

Bei einem Bombenanschlag auf eine Moschee unmittelbar nach dem Freitagsgebet sind im Nordwesten Pakistans mindestens 49 Menschen getötet worden. Mehr als 100 Gläubige seien verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter während des heiligen Fastenmonats Ramadan inmitten der Menschenmenge in die Luft sprengte, sagte ein Verwaltungssprecher des Distrikts Khyber. Es war der schwerste Anschlag in Pakistan seit drei Monaten.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Taliban-Gruppen haben in der Vergangenheit aber immer wieder Vergeltungsanschläge auf Moscheen verübt, wenn die örtliche Bevölkerung mit den Sicherheitskräften kooperierte.

Ein Augenzeuge sagte, zu der Explosion sei es im großen Gebetsraum der Moschee gekommen, in dem sich Hunderte Menschen aufhielten. „Es waren viele Menschen da, weil derzeit der heilige Monat Ramadan ist und Leute von benachbarten Gegenden für das Freitagsgebet zu dieser zentralen Moschee kommen.“ Das bestätigten auch die Behörden. Im Hauptsaal der Moschee hatten sich etwa 500 Gläubige zum Freitagsgebet versammelt. Laut einem Vertreter der Bezirksverwaltung zündete der Selbstmordattentäter die Bombe wenige Sekunden nach dem Ende des Gebets. Der Vizechef der Bezirksverwaltung sagte, der Attentäter habe acht bis zehn Kilogramm Sprengstoff bei sich getragen.

Lokale Medien berichteten, ein Jugendlicher habe sich selbst die Luft gesprengt. In Pakistan haben islamistische Extremisten in den vergangenen Jahren ihre Angriffe verstärkt. Dabei geraten nicht nur westliche Einrichtungen in das Visier der zumeist sunnitischen Attentäter, sondern häufig auch schiitischen Muslime. Im Inneren der Moschee und im angrenzenden Garten waren Blutspuren und Leichenteile zu sehen. Durch die Wucht der Explosion waren Mauern eingerissen, nahezu alle Fenster und Türen waren zerstört. Die Stadt Jamrud, in welcher der Anschlag verübt wurde, liegt in der Stammesregion Khyber an der Grenze zu Afghanistan, 25 Kilometer südwestlich von Peshawar. In der Region kämpfen Taliban und Al Qaida gegen die pakistanische Armee.

In den vergangenen vier Jahren kamen bei Anschlägen und Bombenexplosionen in Pakistan mehr als 4500 Menschen ums Leben. Die meisten der Angriffe gehen auf das Konto der radikalislamischen Taliban und anderer mit dem Terrornetzwerk Al Qaida verbündeter Gruppen. In den vergangenen Monaten bezeichneten die Gruppen ihre Anschläge als Racheakte für den Tod von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden. Dieser war am 2. Mai durch ein US-Spezialkommando in Pakistan getötet worden. Nicht einmal zwei Wochen danach sprengten sich zwei Selbstmordattentäter im Nordwesten des Landes inmitten von Polizeischülern in die Luft und töteten rund hundert Menschen.

Der Khyber-Distrikt ist eines von sieben halbautonomen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan. Am Donnerstag hatte Armeechef Ashfaq Parvez Kayani zum Abschluss einer Offensive gegen Aufständische den benachbarten Bezirk Kurram besucht. Die Zeitung „Dawn“ berichtete am Freitag, seit Anfang Juli seien bei der Offensive mehr als 130 Extremisten getötet worden. Eine große Anzahl Aufständischer und ihre Anführer seien aber in angrenzende Gegenden geflohen.

Im Stammesgebiet Süd-Waziristan wurden am Freitag bei einem US-Drohnenangriff nach Angaben aus Geheimdienstkreisen mindestens vier Menschen getötet. Ein Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben wollte, sagte, ein unbemanntes Flugzeug habe zwei Raketen auf ein Gebäude abgefeuert und das Haus zerstört. (AFP/dpa/Reuters)

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