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Politik: Sieg! Triumph?

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Mit dem Glückwunsch ist es auch nicht mehr, was es mal war. In alten Zeiten hat einer, der eine Schlacht geschlagen oder einen Thron errungen hat, fest auf Huldigungen rechnen können.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Mit dem Glückwunsch ist es auch nicht mehr, was es mal war. In alten Zeiten hat einer, der eine Schlacht geschlagen oder einen Thron errungen hat, fest auf Huldigungen rechnen können. Das war eine lohnende Sache, wie wir in den einschlägigen Darstellungen schwer beladener Jubelperser zu Füßen der Throne Babylons sehen können. Vor allem aber führte das Defilee untertänigster Untertanen jedem im Lande vor Augen, wer im Moment das Sagen hatte. Bei den alten Römern, als sie noch gute Republikaner waren, war genau deshalb das Reglement streng: Den Triumphzug für den siegreichen Feldherrn genehmigte der Senat – oder auch nicht. Der Konsul Numerius Fabius Vibulanus zum Beispiel hatte 421 vor Christus zwar die rebellischen Aequer geschlagen. Aber das war kein großes Kunststück, weil die Aequer einfach abgehauen waren. Zum Trost durfte der Fabius wenigstens hoch zu Ross in Rom einreiten.

Seit jenen Tagen geht es mit der Huldigung stark bergab. Einerseits droht sie im bürgerlichen Leben auszusterben; nur in Kleinanzeigenteilen finden sich noch manchmal Glückwünsche einer Bürogemeinschaft an den Kollegen Meyer zu dessen Erhebung zum Ersten Stellvertretenden Halbleiter. Andererseits bemerken wir eine bedenkliche Inflation. Gerade erst ist uns der Glückwunsch des Generalsekretärs Scholz (SPD) an den neuen Ministerpräsidenten in Düsseldorf, Steinbrück (SPD), aus dem Fax entgegengequollen, voller Lob und Preis. Dabei hat Steinbrücks Leistung aktuell nur darin bestanden, dass er sich hat wählen lassen. Die alten Römer hätten dafür nie und nimmer einen Triumph genehmigt. Vermutlich nicht mal ein hohes Ross.

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