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© dpa

Simbabwe: Mugabe tritt als Held vor sein Volk

165.000 Prozent Inflation, hungernde Menschen, eine Lebenserwartung von 36 Jahren: Robert Mugabe, Simbabwes unverbesserlicher Despot, äußert sich zum ersten Mal nach den Wahlen - und scheint sehr zufrieden mit sich selber.

Unbeeindruckt von der Kritik aus dem Ausland hat sich erstmals seit den umstrittenen Wahlen in Simbabwe Präsident Robert Mugabe mit einer Rede an die Nation direkt an seine Landsleute gewandt. "Wir, nicht die Briten, haben die Demokratie errichtet, eine Demokratie, die Rassen- und Geschlechterdiskriminierung ablehnt und die Menschenrechte befolgt", sagte er am Freitag aus Anlass des 28. Jahrestages der Unabhängigkeit Simbabwes im Stadion von Highfield, einem Vorort der Hauptstadt Harare. In Südafrika formiert sich Protest gegen die Auslieferung von Waffen an Simbabwe, die im Hafen von Durban in einem chinesischen Frachter lagern.
  
"Heute hören wir, dass die Briten sagen, es gebe keine Demokratie, sondern eine Diktatur und die Menschen werden unterdrückt", sagte Mugabe vor tausenden Anhängern mit Blick auf die ehemalige Kolonialmacht. Er fügte hinzu: "Wir und nicht die Briten, sind diejenigen, die Demokratie in unser Land gebracht haben." Den Ausgang der umstrittenen Wahlen sprach der 84-Jährige nicht an. Er gratulierte seinem Volk jedoch zu den "friedlichen Wahlen". Mit Blick auf die Opposition sagte er, einige Menschen wollten Unruhe. Diese würden von den Briten unterstützt. Die ehemalige britische  Kolonie Rhodesien war 1980 unabhängig geworden; seitdem steht Mugabe an Simbabwes Staatsspitze.

Drei Millionen Menschen haben ihre Heimat verlassen

  
Die Regierung versuche, in allen Bereichen des Lebens die Not zu mildern, sagte Mugabe. "Wir wollen, dass die Farmer in der Lage sind, mehr zu produzieren, damit es mehr Lebensmittel und weniger Hunger gibt. Deshalb haben wir ihnen Traktoren und andere landwirtschaftliche Ausrüstung gegeben", sagte Mugabe. Auch in den Städten würde das Leiden gemildert. "Wir wissen, dass das größte Problem die Preise sind." Die Inflation liegt derzeit nach offiziellen Angaben bei 165.000 Prozent. Die Ladeninhaber erhöhen die Preise mittlerweile mehrmals am Tag. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 80 Prozent. Drei Millionen Menschen haben ihre Heimat mittlerweile verlassen, um Arbeit zu finden. Die Lebenserwartung liegt nur noch bei 36 Jahren.
  
Die Stimmung in Simbabwe ist zunehmend angespannt, da auch nach drei Wochen immer noch keine Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 29. März vorliegen. Oppositionsführer Morgan Tsvangirai beansprucht den Sieg für sich, Mugabe fordert dagegen eine Stichwahl. Auch bei der Parlamentswahl, deren offizielles Ergebnis zunächst zugunsten der Opposition ausgefallen war, ist nach einer von der Wahlkommission angeordneten Neuauszählung wieder alles offen.

China schickt Waffen nach Simbabwe

  
"Wir glauben nicht, dass es im Interesse der Menschen in Simbabwe ist, wenn Südafrika zur Drehscheibe für die Lieferung von Waffen und Munition nach Simbabwe wird", sagte der Sprecher der südafrikanischen Transportgewerkschaft Satawu, Randall Howard. Die in der Satawu organisierten Arbeiter würden verhindern, dass die Waffen-Fracht gelöscht wird. Es sei "extrem verantwortungslos", wenn die Waffen nach Simbabwe gelangten.
  
Auf dem chinesischen Frachter An Yue Jiang, der am Mittwoch in Durban eingetroffen war, befinden sich nach südafrikanischen Medienberichten große Mengen Munition für Kalaschnikow-Gewehre sowie tausende Granaten und Granatwerfer. Die Opposition in Simbabwe wirft Staatschef Robert Mugabe vor, "einen Krieg" gegen die Bevölkerung anzuzetteln, nachdem er bei der Präsidentenwahl Ende März gegen seinen Herausforderer Morgan Tsvangirai verloren habe. Regierungstreue Milizen würden mit Waffen ausgerüstet.
  
China ist nach offiziellen Angaben aus Simbabwe einer der größten Investoren in dem von westlichen Ländern weitgehend isolierten südafrikanischen Staat. Die Beziehungen zwischen China und Simbabwe reichen bis in die 70er Jahre zurück. (mpr/AFP)

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