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Die Skandalnacht: Polizisten räumen eine Kreuzung im Stadtteil Connewitz.

© dpa

Exklusiv

Skandalnacht von Connewitz: Leipziger Polizeisprecher mischte sich unter Pseudonym in Gewalt-Debatte ein

Mit einem privaten Account kommentierte der Polizeisprecher die Debatte um Connewitz. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich ungefragt einmischt.

Not-OP – ja oder nein? Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht in Connewitz stand der Leipziger Polizeisprecher, Andreas Loepki, im Zentrum der Debatte um linksextreme Gewalt und Glaubwürdigkeit der Polizei. Die - voreiligen - Tweets der Sächsischen Polizei zu einem angeblich schwer verletzten Polizisten lösten bundesweit Reaktionen aus.

Doch Loepki kommuniziert nicht nur über die offiziellen Behördenkanäle, sondern mischte sich auch privat in die Debatte ein. Mit dem Twitter-Account @andreas0310 kommentierte er unter dem Pseudonym "ALoe" ungefragt Tweets von lokalen Medien und anderen Usern zu den Silvester-Geschehnissen. Die Echtheit des Accounts hat Loepki dem Tagesspiegel nun bestätigt.

So reagierte er am 3. Januar etwa in einer Twitter Diskussion, die ein Leipziger Journalist angestoßen hatte, zur umstrittenen Polizei-Kommunikation:

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Die Abkürzungen i.w.S. und i.e.S. stehen für die bereits von ihm gebrauchten Formulierungen „im weiteren Sinne“ und „im engeren Sinne“.

Auch Tweets von Usern ohne erkennbaren journalistischen Hintergrund kommentierte der Polizeisprecher – mitunter etwas patzig. Als es abermals um die korrekte Definition einer Not-Operation geht, antwortete Loepki einem Nutzer: „Bin kein Arzt, aber ich sage mal keck Nö.“

"Rein rechtlich privater Account"

Auf Nachfrage des Tagesspiegel erklärte Loepki, den Twitter-Account nicht mehr zum Kommentieren nutzen zu wollen. Er habe den Kanal als „Zusatzangebot“ gesehen, um Missverständnisse zu klären. „Als Polizeisprecher kommen bei manchen Formulierungen Dinge zustande, die ich nicht so gemeint oder gesagt habe – zum Beispiel beim Thema Not-OP.“ Das Angebot wurde aus seiner Sicht jedoch eher kritisch als positiv angenommen. Zu der Rolle des Accounts sagte er: „Da war ich Polizeisprecher – ich habe keine Tweets veröffentlicht, die auf privaten Hintergrund schließen ließen. Alles hatte einen dienstlichen Bezug, auch wenn es rein rechtlich ein privater Account ist.“

Für Außenstehende ist jedoch nicht erkennbar, ob Loepki über das Twitter-Profil seine private oder sein dienstliche Meinung wiedergibt. So kommentiert er an einer Stelle, dass der Account „kein offizieller Behördenkanal“ sei. An anderer Stelle heißt es von ihm, seine Kommentare seien „ausschließlich dienstlich“.

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Der 2012 erstellte Account enthält keine Beschreibung („bio“) oder selbst verfasste Tweets; Loepkis Kommentare sind über den Reiter „Tweets & Antworten“ aufrufbar.

Die Neujahrsausschreitungen in Connewitz hatten eine Debatte über die Glaubwürdigkeit der Polizei ausgelöst. Die Polizei hatte noch am Silvestermorgen getwittert, dass ein Polizist so schwer verletzt worden sei, dass er notoperiert werden musste. Die „taz“ berichtete einen Tag später, dass man sich in der Leipziger Uniklinik „verwundert“ über die Polizeimeldung über eine „Notoperation“ geäußert habe. Es habe einen Eingriff an der Ohrmuschel des Beamten unter lokaler Betäubung gegeben. Lebensgefahr oder drohender Gehörverlust hätten nicht bestanden.

Loepki mischte sich schon früher ungefragt ein

Andreas Loepki musste daraufhin einräumen, dass eine Not-OP „im engeren Sinne“ nicht stattgefunden habe. Der Eingriff sei aber dringlich erforderlich gewesen. Das sei eine Not-OP im weiteren Sinne. Nachzulesen ist diese Argumentation in verschiedenen Varianten in seinen privaten Twitter-Kommentaren.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Loepki ungefragt in eine Debatte einmischt. Unter einem Artikel des Leipziger Stadtmagazins „Kreuzer“ zu einer Attacke von Kampfsportfans auf einen Club, kommentierte er 2016 unter dem Usernamen „Polizei Leipzig“ Vorwürfe an die Polizei. Unterzeichnet wurde der Post mit den Worten „MfG Andreas Loepki Polizeisprecher“.

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