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Somalia: Furcht vor Rückkehr der Milizenchefs

Die internationale Gemeinschaft scheint hilflos angesichts der erneut aufflammenden Gewalt in Somalia. Auf dem Waffenmarkt von Mogadischu zieht das Geschäft allmählich wieder an.

Mogadischu/Nairobi - "Die Leute kaufen Mörsergranaten, Handgranaten, aber auch Pistolen und Kalaschnikows", sagt Mohamed Osoble, der einen der Holz- und Wellblechstände auf dem Baraka-Markt unterhält. In den ersten Tagen nach der Einnahme Mogadischus durch die Regierungstruppen und die verbündeten Äthiopier hätten sich kaum Kunden gezeigt. "Jetzt läuft es besser. Eine Kalaschnikow hat am Mittwoch noch 140 Dollar gekostet, jetzt sind es schon 260 Dollar", sagt er.

Ein Ultimatum von Ministerpräsident Ali Gedi zur freiwilligen Abgabe der Waffen wurde weitgehend ignoriert. Viele Einwohner von Mogadischu trauen weder der Übergangsregierung noch den äthiopischen Truppen. Angesichts anti-äthiopischer Demonstrationen, bei denen es mehrere Tote gab, hat die Regierung den Plan wieder aufgegeben, die Bevölkerung mit Gewalt zu entwaffnen.

"Wir halten die Äthiopier für Hyänen"

"Es ist, als ob man eine Ziege überzeugen will, dass eine Hyäne sie nicht fressen will", sagt Ali Akhwan, ein Student aus Mogadischu. "Wir halten die Äthiopier für Hyänen", fügte er hinzu. Am Donnerstag hatte es einen ersten Anschlag mit einer Handgranate auf das Militärlager der äthiopischen Truppen in Mogadischu gegeben. Die meisten Einwohner von Mogadischu gehören dem Hawiye-Clan an, der mit der Union der Islamischen Gerichte eng verbunden ist.

Die größte Sorge vieler Somalier ist, dass die früher mächtigen Milizenchefs zurückkehren und erneut die Bevölkerung terrorisieren könnten. Nach Informationen der Vereinten Nationen sind bereits mehrere Kriegsherren nach Mogadischu, Kismayo und Jowhar zurückgekehrt. In Mogadischu sind bereits wieder Straßensperren aufgebaut, mit denen die Warlords traditionell ihre Gebiete markieren. Aber auch außerhalb der Stadt treiben bewaffnete Banden wieder ihr Unwesen, erpressen Passagiere und vergewaltigen Frauen.

Wer stellt Soldaten für eine Friedenstruppe?

Nach Ansicht von Experten ist die Vernachlässigung des Hawiye-Clans bei der Bildung der Übergangsregierung einer der Gründe für den Aufstieg der Islamisten. Die internationale Kontaktgruppe unter dem Vorsitz der USA konnte sich jedoch nicht darauf einigen, Somalia explizit zur Bildung einer neuen Übergangsregierung aufzufordern. Pläne für eine internationale Friedenstruppe scheinen zum Scheitern verurteilt, da ohnehin außer Uganda niemand bereit ist, Soldaten zu stellen.

Die islamischen Milizen sind zwar vor den äthiopischen Truppen geflohen, drohen aber mit Terroranschlägen als Antwort. Kenia hat aus Furcht vor dem Eindringen von Islamisten bereits die Schließung seiner Grenze zu Somalia angekündigt und hunderte von Flüchtlingen abgewiesen. Viele Kenianer haben noch die Anschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam 1998 vor Augen, bei denen mehr als 200 Menschen getötet wurden. Die Verantwortlichen für diese Anschläge sollen zu den Anführern der islamischen Milizen zählen. (Von Abukar Albadri und Ulrike Koltermann, dpa)

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