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Politik: Spätzle-Obst

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Eine alte Tugend der Linken, die in Gestalt der SPD heute in Berlin ihren Sonderparteitag abhält, ist bekanntlich die Dialektik. Jemand stellt eine These auf, jemand setzt die Antithese dagegen, heraus kommt die Synthese.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Eine alte Tugend der Linken, die in Gestalt der SPD heute in Berlin ihren Sonderparteitag abhält, ist bekanntlich die Dialektik. Jemand stellt eine These auf, jemand setzt die Antithese dagegen, heraus kommt die Synthese. So ungefähr funktioniert das. Etwas klappernd und mechanisch, aber sehr verlässlich. Ein sehr intelligenter Politiker, wenn auch zugleich der unbekannteste Parteichef der Bundesrepublik, ist der Vorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer. Der „Büti“, wie er undialektisch, aber wirksam vereinfachend manchmal genannt wird, ist ein netter Mann und sehr gebildet. Darum lässt ihn als Vertreter der anderen Linken das mit der Dialektik nicht los, und er hat sich so seine Gedanken gemacht.

Die Union bezeichnet sich ja als Opposition im Deutschen Bundestag. Bütikofer findet, das stimme gar nicht, eher sei die CDU/CSU eine Vertreterin ständiger Obstruktion. Obstruktion – das ist also die Antithese, die er dem Anspruch der Opposition (These!) entgegensetzt. So. Und jetzt hat Bütikofer die Machete geschwungen, sich durch den Dschungel der Dialektik bis zur Synthese durchgeschlagen, hier und dort ein paar Vokale und Konsonanten abgeschlagen und ein Wort präsentiert: „Obstrukkosition“.

Ohne das lange „O“ von „Obst“.

Das muss man erst mal verdauen.

Wobei die alte Kunst der Dialektik beileibe nicht auf die hohe Politik beschränkt ist. Ein schwäbisches Restaurant unter Berlins S-Bahn-Bögen, kulinarische Vertretung von Bütikofers baden-württembergischer Heimat, nennt sich „Spätzleialitäten“. Was abermals beweist, dass die Dialektik was Schönes ist, nur schrecklich schwer auszusprechen.

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