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Politik: SPD rutscht unter 40 Prozent - Union kommt immer näher

MAINZ/BONN (Tsp).Gut eine Woche vor der Bundestagswahl ist der Kampf um die Gunst der Parteien so offen wie nie.

MAINZ/BONN (Tsp).Gut eine Woche vor der Bundestagswahl ist der Kampf um die Gunst der Parteien so offen wie nie.Der Vorsprung der SPD schmilzt weiter.Nach der jüngsten Umfrage des ZDF-Politbarometers bekäme die SPD, wenn am Sonntag Wahlen wären, erstmals nach langer Zeit weniger als 40 Prozent (39,5), die Union käme auf 37,5 Prozent.Die FDP würde 5,5 die Bündnisgrünen 6 und die PDS 4,5 Prozent der Stimmen erhalten.Unterdessen kritisierte der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Schäuble es als "politisch ungeschickt", daß Bundeskanzler Kohl ihn frühzeitig zu seinem Wunschnachfolger ernannt habe.

Bundeskanzler Kohl sagte zu den Wahlprognosen: "Es wird deutlich, daß wir aufgeholt haben - jetzt sind wir ungefähr gleich." Er gehe weiter von einer hohen Wahlbeteiligung am 27.September aus, die sich auch zugunsten der CDU auswirken werde.FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle sagte: "Rot-Grün schmilzt, und Gerhard Schröder ist entzaubert." CSU-Generalsekretär Bernd Protzner sagte, die bayerische "Steilvorlage" habe die Unionsparteien in den Augen der Wähler wieder auf Erfolgskurs gebracht.Ein SPD-Sprecher erklärte: "Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen."

In der aktuellen politischen Stimmung, die nicht mit der "Sonntagsfrage" gleichzusetzen ist, holte die Union noch deutlicher auf.Sie legte den Angaben zufolge um vier Prozentpunkte auf 38 Prozent zu, die Sozialdemokraten verloren vier Punkte und rutschten auf 41 Prozent.Die Bündnisgrünen blieben unverändert bei acht Prozent, die FDP verlor einen Punkt und landete bei sechs Prozent.Ebenfalls einen Punkt büßte die PDS ein, für die eine Zustimmung von drei Prozent registriert wurde.

Die erneut starken Veränderungen bestätigen nach Ansicht der Forschungsgruppe Wahlen die These, daß die Parteienbindung nachgelassen hat.Immerhin noch 29 Prozent der Befragten gaben an, ihre Wahlentscheidung noch nicht getroffen zu haben.Außerdem sagten 80 Prozent, daß der Ausgang der Bundestagswahl noch offen sei.Der Anteil derjenigen, die an einen Oppositionssieg glauben, fiel um zwölf Prozentpunkte auf 46 Prozent.An einen Sieg der Regierungskoalition glauben demnach 37 Prozent.Auch in der Kanzlerfrage holte CDU-Kandidat Helmut Kohl zehn Prozentpunkte auf, ohne SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder allerdings zu überholen.Schröder wollen derzeit 50 Prozent der Befragten lieber als Regierungschef, Kohl 39 Prozent.

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Schäuble sagte unterdessen in einem Interview mit dem "Playboy": "Es gibt in der Demokratie keine Personalentscheidungen auf Vorrat.Sie müssen dann getroffen werden, wenn sie anstehen." Die SPD habe mit dem Rivalen-Szenario Schröder-Lafontaine vorgemacht, wie es geht: "Das war perfekte Regie."

Kohl selbst betonte in einem Internet-Chat ein gutes freundschaftliches Verhältnis zu Schäuble.Die Äußerungen Schäubles sind nach Ansicht von SPD-Bundesgeschäftsführer Müntefering ein Zeichen, "daß er die Distanz zu Helmut Kohl sucht".Schäuble wisse, daß Kohls Zeit als Kanzler zu ende gehe, und er wisse auch, daß für ihn nach einer Wahlniederlage "die Kronprinzenrolle von Kohls Gnaden nicht hilfreich ist".

Für Montag kommender Woche hat die CDU eine Großanzeigenkampagne in allen deutschen Tageszeitungen angekündigt, in der Prominente für die Wiederwahl Kohls werben wollen.

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