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Politik: Sprechstunden in New York

Wie Schröder und Chirac sich am Rande der UN-Generalversammlung mit Bush aussöhnen wollen

Von Markus Feldenkirchen

und Sabine Heimgärtner

Als Gerhard Schröder am Montagabend in den Airbus nach New York stieg, begab er sich auf die Spuren seines politischen Großvaters. Vor 30 Jahren hatte sich mit Willy Brandt zum ersten Mal ein deutscher Bundeskanzler zum Sitz der Vereinten Nationen am East River aufgemacht. Bei der UN-Generalversammlung präsentierte sich Deutschland damals als Neu-Mitglied der Weltgemeinschaft – zusammen mit einem zweiten deutschen Staat, der DDR.

Schröder wird nun der zweite Kanzler sein, der an der Generalversammlung teilnehmen wird. Der Zeitpunkt der Reise hätte besser nicht sein können. Nach dem Wahldebakel für die SPD in Bayern wird der Kanzler froh sein, die innenpolitische Bühne für ein paar Tage hinter sich lassen zu können und in New York den weltgewandten Staatschef geben zu dürfen. In seiner Rede vor der Generalversammlung am Mittwoch werde Schröder ein „feierliches Bekenntnis“ zur Rolle der Vereinten Nationen abgeben, hieß es vorab aus Regierungskreisen.

Das Hauptinteresse wird sich am Mittwoch jedoch auf das gut halbstündige Treffen des Kanzlers mit US-Präsident George W. Bush richten. Beide wohnen im Nobelhotel Waldorf Astoria. Seit dem Mai 2002 haben sich die beiden nicht mehr unterhalten. Dazwischen lag die transatlantische Eiszeit, ausgelöst durch die völlig konträren Ansichten beider Regierungen zum Irak-Krieg. Das Gespräch, an dem auch die Außenminister Colin Powell und Joschka Fischer teilnehmen, soll nun der Wiederannäherung dienen.

Am Mittwoch ist außerdem ein Treffen Schröders mit seinen wichtigsten Partnern aus dem Lager der Kriegsgegner geplant, den Präsidenten Frankreichs und Russlands, Jacques Chirac und Wladimir Putin.

Wie weit Bush auf die Europäer zugehen wird, könnte sich indes schon am Dienstag abzeichnen. Dann nämlich trifft Schröder-Freund Jacques Chirac auf den US-Präsidenten. Auch er hat seit dem Irak-Streit ein unterkühltes Verhältnis zu George W. Bush. Mit einem strahlenden „Ich bin’s wieder" wird Frankreichs Staatspräsident den Amerikaner daher wohl nicht begrüßen.

Doch der Franzose, der anders als Schröder und Bush nicht im Waldorf Astoria, sondern im Crown Plaza residiert, hat ein gewichtiges Versöhnungsgeschenk im Gepäck: Es wird kein französisches Veto gegen die neue US-Resolution zur Nachkriegsordnung im Irak geben. Das hat Chirac vor dem Treffen mit Bush hoch und heilig versprochen. Notfalls werde sich Paris enthalten, heißt es im Elysée-Palast. Das dürfte George W. Bush milde stimmen.

Markus Feldenkirchen, Sabine Heimgärtner

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