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Politik: Stammzellen-Debatte: Bush fördert Genforschung - in Grenzen

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Entscheidung von US-Präsident George W. Bush begrüßt, die Forschung an embryonalen Stammzellen mit staatlichen Mitteln zu fördern.

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Entscheidung von US-Präsident George W. Bush begrüßt, die Forschung an embryonalen Stammzellen mit staatlichen Mitteln zu fördern. Bulmahn erklärte am Freitag, damit könnten neue Chancen für die Krankheitsbekämpfung genutzt und gleichzeitig Missbrauchsmöglichkeiten verringert werden. Erneut sprach sich Bulmahn dafür aus, überzählige befruchtete Eizellen für die Herstellung embryonaler Stammzellen freizugeben. Positiv aufgenommen wurde Bushs Ankündigung auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Bush hatte in einer Fernsehrede angekündigt, die Forschung an embryonalen Stammzellen mit Bundesmitteln zu fördern. Staatliches Geld sollen aber nur Projekte bekommen, die mit den weltweit bereits gewonnenen rund 60 Stammzellen-Kulturen arbeiten. Die Gewinnung neuer Stammzell-Linien aus Embryonen soll ebenso wenig genehmigt werden wie die Züchtung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken oder das Klonen.

Bulmahn sagte, die Entscheidung Bushs zeige einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema. Auch NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) begrüßte das Vorgehen des US-Präsidenten. Er plädierte für eine "sehr vorsichtige Stammzellenforschung". Bis zum Jahresende, werde es auch in Deutschland "klare Verhältnisse" geben.

Die Gentechnik-Expertin der Unionsfraktion, Katherina Reiche (CDU) sagte: "Die US-Entscheidung könnte ein Wegweiser sein." Die FDP-Politikerin Ulrike Flach sieht in Bushs Vorgehen ein Signal für die Bundesregierung, sich nicht länger gegen die Forschung an embryonalen Stammzellen zu sträuben. Der CDU-Politiker Hubert Hüppe bezeichnete den US-Vorstoß dagegen als inkonsequent, da auch für die bestehenden Stammzellen-Kulturen bereits Embryonen hätten getötet werden müssen. Die Vorsitzende der Ethik-Kommission des Bundestags, Margot von Renesse (SPD), sagte, Bush habe vermieden, sich über die Gewinnung embryonaler Stammzellen zu äußern. Dies müsse der Bundestag aber auf jeden Fall tun.

Detlev Ganten, Direktor des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin und Mitglied des Nationalen Ethikrats, sprach gegenüber dem Tagesspiegel von einer "guten Entscheidung". "Sie nimmt besorgten Bürgern die Angst, hier würde der Menschenmanipulation Tür und Tor geöffnet. Auf der anderen Seite öffnet sie der Forschung Türen, um das Potenzial der Stammzellen zu untersuchen." Ärztekammerpräsident Jörg Dietrich Hoppe sagte, mit der Entscheidung Bushs seien die Meinungsunterschiede zwischen Europa und den USA in der Beurteilung der Gentechnik nun nicht mehr so groß, allerdings nur bezogen auf die staatliche Forschung. Im Moment würden embryonale Stammzellen zu Forschungszwecken allerdings nicht gebraucht.

DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker sagte, Bush habe die besondere Bedeutung embryonaler Stammzellen für die Therapieentwicklung erkannt. Die DFG gehe davon aus, entsprechende Forschungsprojekte zu genehmigen. Diese Projekte sollten jedoch durch eine autonome Behörde kontrolliert werden.

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