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Politik: Starke Klempner

In Polen nimmt man Frankreichs Nein persönlich

Warschau - Von unverhohlener Freude bis sorgenvoller Beunruhigung reichen in Polen die Reaktionen auf die Ablehnung der EU-Verfassung durch die Franzosen. Mit „Traurigkeit“ habe er den Ausgang des Referendums zur Kenntnis genommen, der „erhebliche Probleme“ bei der Verabschiedung des Verfassungswerks schaffe, bekannte Präsident Aleksander Kwasniewski. Dies dürfe jedoch nicht zu einer Abbremsung der europäischen Integration und der EU-Erweiterung führen. Mit einem triumphierenden „Vive la France“ reagierte indes Roman Giertych, der Chef der rechtsklerikalen Liga der Polnischen Familien (LPR), auf das Votum. Den Verfassungsentwurf könne man jetzt in den „Papierkorb werfen“, freute sich der EU-Gegner. Auch in Polen ist ein Referendum geplant.

Außenminister Adam Rotfeld äußerte die Hoffnung, dass Frankreich sich nicht aus dem „Kielwasser der Integration“ zurückziehe, für die Paris eine außergewöhnliche Bedeutung habe. Während sich die Mitglieder des sozialdemokratischen Minderheitskabinetts eher besorgt äußerten, überwog im Lager der Opposition Zufriedenheit. Von einem „großen Tag“ für Europa sprach der Europaparlamentarier Michal Kaminski von der nationalkonservativen PiS. Premier-Anwärter Jan Rokita von der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) plädierte für die Ausarbeitung einer neuen, „überzeugenderen“ Verfassung.

Überwiegend beunruhigt reagierte Polens Presse auf das „Non“ aus Paris. „Polens Klempner hat Frankreich aufgehalten“, bewertet die Tageszeitung „Zycie Warszawy“ die Ablehnung der Verfassung vor allem als Ausdruck der Furcht vieler Franzosen vor der Konkurrenz der neuen EU-Mitglieder. Für berechtigt hält das Blatt die Sorgen vor einer Invasion polnischer Arbeitssuchender indessen nicht: So seien in Frankreich lediglich 150 polnische Klempner beschäftigt – und es würden 6000 gesucht.

Thomas Roser

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