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Statistik für Juli: Zahl der Arbeitslosen überraschend gesunken

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli überraschend gesunken. Wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit mitteilte, waren vergangenen Monat 4,386 Millionen Menschen arbeitslos.

Nürnberg - Die Belebung der Konjunktur hat den Arbeitsmarkt erreicht. Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung ging im Ferienmonat Juli die Zahl der Arbeitslosen zurück, wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. Nach Definition der Behörde ist sogar eine Trendwende erreicht, da sich die Lage am Arbeitsmarkt nun bereits über einen längeren Zeitraum besserte. BA-Chef Frank-Jürgen Weise warnte aber vor einem im kommenden Jahr drohenden Rückschlag. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) erklärte, es gebe zwar nichts zu feiern, aber «Grund sich zu freuen.»

Insgesamt waren im Juli 4,386 Millionen Menschen ohne Job. Dies sind 12.000 weniger als vor einem Monat und 451.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag im Monatsvergleich unverändert bei 10,5 Prozent, vor einem Jahr hatte sie bei 11,7 Prozent gelegen. Saisonbereinigt und damit ohne den Ferieneffekt, der an sich zu höherer Arbeitslosigkeit führt, ging die Arbeitslosenzahl sogar um 84.000 zurück. Damit verringerte sich die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl in den vergangenen vier Monaten um 259.000. Dazu trug vor allem die positive Konjunkturentwicklung bei.

Zahl der freien Stellen steigt deutlich an

Auch das Stellenangebot entwickelte sich weiter günstig. Saisonbereinigt stieg die Zahl der freien Stellen deutlich um 39. 000 an. Nicht saisonbereinigt gab es 627.000 freie Jobs, von denen 89 Prozent sofort zu besetzen waren. Damit liegt die Zahl der gemeldeten Stellen um 180.000 höher als vor einem Jahr. 69 Prozent davon kommen vom freien Markt, 31 Prozent sind staatlich geförderte Jobs.

Ebenfalls positiv entwickelte sich die Erwerbstätigkeit. Nach den jüngsten vorliegenden Angaben des Statistischen Bundesamts für Juni stieg die Zahl der Arbeitenden saisonbereinigt um 63.000. Nicht saisonbereinigt nahm die Erwerbstätigkeit um 160.000 auf 39,06 Millionen zu. Dies waren 260.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs stieg nach der jüngsten Hochrechnung für Mai um 54.000 auf 26,23 Millionen. Dies sei ein «starkes Indiz» für das Ende des Abbaus der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, erklärte die BA.

"Aus günstigen Meldungen wird ein Trend"

Weise sagte auf N24, die Zahlen seien gut. «Das muss man erst mal sagen.» Allerdings warte er auf die Erwartungen der Bundesregierung für die Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr. «Die werden uns sagen, wie die Wirtschaft wächst.» Wie er gehört habe, werde es «etwas weniger» Wachstum als dieses Jahr geben. Dies werde sich dann negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken. Noch könne die Politik solch einer Entwicklung aber gegensteuern, mahnte der BA-Chef.

Müntefering erklärte, die Nachrichten vom Arbeitsmarkt blieben hoffnungsfroh: «Aus günstigen Meldungen der letzten Monate wird nun ein Trend.» Dagegen kritisierte FDP-Vize Rainer Brüderle, die große Koalition tue nichts dafür, die Massenarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen: «Niemand sollte sich von dem einmaligen WM-Effekt blenden lassen.» Auch das «schönste Konjunktursommerlüftchen» gehe irgendwann zu Ende.

"Viel weniger Gold als da glänzt"

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer erklärte, bei den Zahlen sei «viel weniger Gold als da glänzt». Ein großer Teil des Rückgangs resultiere daraus, dass sich Menschen nicht mehr arbeitslos meldeten: «Als Teil der so genannten stillen Reserve tauchen sie in der Statistik nicht auf - doch das Problem bleibt.» Auch der Haushaltsexperte der Unionsfraktion, Steffen Kampeter (CDU), betonte, von einer Trendwende könne noch keine Rede sein. Der Rückgang habe fast ausschließlich bei den Kurzzeitarbeitslosen stattgefunden. Bei den Langzeitarbeitslosen habe sich dagegen nichts getan.

Unterdessen droht laut BA eine größere Lehrstellenlücke als vergangenes Jahr. Damals waren 28.300 junge Jobsuchende ohne Ausbildungsplatz geblieben. Allerdings seien bei der Prognose noch mögliche Mobilisierungseffekte durch den Ausbildungspakt nicht berücksichtigt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hob indessen hervor, dass der Pakt sich auszahle. Er habe bereits bewirkt, dass bis Juni 25.700 zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung gestellt worden seien. Damit sei die im Rahmen des Paktes gesetzte Zielmarke von 30.000 Stellen schon fast erreicht worden. en. (tso/ddp)

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