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Politik: Statistiker fordern neue Volkszählung

Bundesamt stellt Jahresbericht 2005 vor / Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor wächst

Berlin - Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, hat eine Volkszählung in Deutschland gefordert. Genaue Erhebungen zur Bevölkerungszahl und -zusammensetzung habe es seit den Volkszählungen in der DDR 1983 und in der Bundesrepublik 1987 nicht mehr gegeben. „Die Zahlen von damals sind seitdem nur fortgeschrieben worden. Es hat sich viel verändert und wir brauchen endlich wieder einen Zensus“, sagte Hahlen. Dafür müssten jedoch nicht noch einmal Bürger von Tür zu Tür gehen. „Wir können uns auf Melderegister der Gemeinden und Datenbanken von Verwaltungen wie der Bundesagentur für Arbeit stützen und dazu einzelne Stichproben machen“, so Hahlen. Eine Volkszählung solle im Verbund mit anderen europäischen Staaten 2010/11 stattfinden. Das sagte er bei der Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs seines Amtes am Dienstag in Berlin. Im Jahr 2004 kamen in Deutschland 706000 Kinder zur Welt, 818000 Menschen starben. Rund 82,5 Millionen Menschen leben in diesem Land, über 42 Millionen davon sind weiblich, 7,3 Millionen haben eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Aus dem Jahresbericht geht auch hervor, dass es in Deutschland immer mehr Dienstleister gibt. Mit etwa 27 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr 71 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich beschäftigt – mehr als doppelt so viele wie noch 1970. Besonders wachsen Dienstleistungen für Unternehmen, wie Finanz- oder Computerberatungen, Handel und Gastgewerbe schrumpfen hingegen. Im gleichen Zeitraum, seit den 70er Jahren, ging der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe von 46 auf 26 Prozent der Erwerbstätigen zurück. „Damit liegt Deutschland im europäischen Durchschnitt“, so Hahlen.

Die Bruttolöhne der Arbeitnehmer sind laut Bericht in den vergangenen zwölf Jahren um 34 Prozent gestiegen – im Dienstleistungsbereich nur um 28 Prozent, obwohl dessen Beitrag zur Bruttowertschöpfung über 70 Prozent beträgt. Frauen verdienen in Deutschland immer noch deutlich weniger als Männer: Im Osten 88 Prozent, im Westen nur 75 Prozent des Männerlohns.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt betrug 2004 über 2,2 Billionen Euro und damit etwa zwei Prozent mehr als im Vorjahr, die Verbraucherpreise stiegen um 1,6 Prozent. Hauptgrund, so die Statistiker, sind die gestiegenen Mineralölpreise und die erhöhte Tabaksteuer sowie die Praxisgebühr und Zuzahlungen zu Medikamenten. „Ohne die Gesundheitsreform wäre die Teuerungsrate etwa 0,7 Prozent niedriger“, heißt es in dem Bericht.

Christian Helge Röfer

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