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Politik: Sterbehilfe: Auch Belgien will Euthanasie legalisieren

Während nach den Niederlanden auch Belgien erwägt, die aktive Sterbehilfe zu erlauben, hat Bundespräsident Johannes Rau davor gewarnt, die Regelung ungeprüft zu übernehmen. Belgien kann binnen einiger Monate das zweite Land weltweit werden, in dem aktive Sterbehilfe gesetzlich erlaubt ist.

Während nach den Niederlanden auch Belgien erwägt, die aktive Sterbehilfe zu erlauben, hat Bundespräsident Johannes Rau davor gewarnt, die Regelung ungeprüft zu übernehmen. Belgien kann binnen einiger Monate das zweite Land weltweit werden, in dem aktive Sterbehilfe gesetzlich erlaubt ist. Zwei Ausschüsse des Parlaments haben bereits einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, bis Juli soll das Oberhaus darüber abstimmen. Frühestens Anfang 2002 könnte es in Kraft treten. Die geplanten Regelungen sind allerdings wesentlich restriktiver als jene, die die Niederlanden am Dienstag verabschiedet hatten. Wichtigster Unterschied ist, dass Kinder und Jugendliche von der Sterbehilfe ausgeschlossen sind.

Bundespräsident Rau mahnte dagegen zur Zurückhaltung in der Diskussion um die aktive Sterbehilfe. Bei Themen wie Sterbehilfe und Biotechnologie müsse "beobachtet und beachtet" werden, was andere tun. Aber es dürfe nicht einfach gesagt werden, "sobald die etwas tun, tun wir es auch", sagte er dem "Mannheimer Morgen". Zur Frage, ob Deutschland wegen des Euthanasie-Programms der Nazis auf aktive Sterbehilfe verzichten müsse, sagte der Bundespräsident: "Nein, nicht deshalb". Es habe Forscher gegeben, die nicht aus nationalsozialistischer Überzeugung, sondern aus Gründen der Autarkie und Autonomie in der Forschung keine Grenzen gesehen und alles für erlaubt gehalten hätten. Deshalb müsse die Politik der Wissenschaft Grenzen setzen.

Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland kritisierten das in den Niederlanden verabschiedete Sterbehilfe-Gesetz scharf und forderten einen anderen Umgang mit Sterbenden. Es gebe einen Anspruch auf menschenwürdiges Sterben, aber keinen Anspruch auf Tötung, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock. Der aktiven Sterbehilfe stünden das Gebot "Du sollst nicht töten" und die christliche Überzeugung von der Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens entgegen. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofkonferenz, Kardinal Lehmann, erklärte, jede Form aktiver Sterbehilfe sei Tötung eines Menschen und deshalb aus christlicher Sicht unannehmbar. Die Mehrheit der Bevölkerung steht laut einer Allensbach-Umfrage der Sterbehilfe positiv gegenüber. 64 Prozent der Westdeutschen und 80 Prozent der Ostdeutschen sprachen sich dafür aus, unheilbar Kranken aktiv Sterbehilfe zu leisten.

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