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Steuerskandal: Fahnder zahlten für Daten

Die Informationen über deutsche Steuersünder in Liechtenstein waren den Ermittlern offenbar einiges wert: Fünf Millionen Euro sollen an einen Tippgeber geflossen sein. Bundesfinanzminister Steinbrück war über den Kauf der geheimen Bankunterlagen informiert. Ex-Postchef Zumwinkel kann nach den Ermittlungen gegen ihn seinen Beinah-Job bei Unicef vergessen.

Fünf Millionen Euro für Liechtensteiner Bankdaten: Die Bundesregierung hat dem "Tagesspiegel am Sonntag" bestätigt, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) geheime Bankunterlagen gekauft hat. Die Informationen haben zu der aktuellen Welle von Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung geführt. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) war über den Kaufvorgang im Bilde: "Da bin ich vor Monaten mal informiert worden". Details über Konten und Namen seien ihm allerdings nicht genannt worden: "Wir sind gut beraten, so etwas nicht an uns heranzulassen."

Aus Sicherheitskreisen erfuhr der "Tagesspiegel am Sonntag", dass der Informant Mitarbeiter einer Bank in Liechtenstein war und mit dem Institut "eine Rechnung offen hatte". Der BND habe dafür gesorgt, dass der Mann "eine sichere Zukunft hat". Unklar bleibt, ob der Informant in den Diebstahl von Kundendaten aus der LGT Bank in Liechtenstein verwickelt war. Der Bank wurden im Jahr 2002 Daten gestohlen, die dann möglicherweise später weitergegeben wurden. In Sicherheitskreisen hieß es jedoch, der Informant habe sich erst 2006 an den BND gewandt.

Brisante Dienstanweisungen

In der Datensammlung soll es neben Informationen über mutmaßliche Steuersünder auch Materialien mit politischer Brisanz geben: Unter anderem fänden sich Dienstanweisungen des Liechtensteiner Fürstentums zur Verschleierung von Finanzströmen, berichtet der "Spiegel".

Der Informant habe sich Anfang 2006 beim deutschen Auslandsgeheimdienst gemeldet. In der Folge habe es im gleichen Jahr mehrere Treffen gegeben, an denen auch nordrhein-westfälische Steuerfahnder teilgenommen hätten.

Beinah-Unicef-Chef Zumwinkel

Erstes prominentes Opfer der Steuerfahndung ist der langjährige Vorstandschef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel. Die ermittelnde Bochumer Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag Privathaus und Büro des Managers durchsuchen lassen. Sie wirft ihm vor, rund eine Million Euro an den deutschen Behörden vorbei nach Liechtenstein geschleust zu haben.

Am Freitag trat Zumwinkel am Freitag als Vorstandsvorsitzender der Post zurück. Ursprünglich wollte er das Unternehmen zum Ende dieses Jahres aus Altersgründen verlassen. Für seinen Ruhestand muss er sich nun etwas Neues überlegen: Bislang wurde Zumwinkel nämlich angeblich als heißer Kandidat für den Vorsitz des deutschen Unicef-Komitees gehandelt. Das berichtet die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf Vorstandskreise.

Nun sei er als Favorit des Kinderhilfswerks "leider weggebrochen", zitiert das Blatt. Die versammelten Mitglieder des Komitees wählen am 10. April Vorsitz und Geschäftsführung neu.  (ck/sf/AFP/Tsp)

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