zum Hauptinhalt

Politik: Straw zweifelt an Waffenfunden

Experte Kelly plädierte für Krieg

London (dpa). Der britische Außenminister Jack Straw hat Zweifel an der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak genährt. In einem Interview mit der BBC räumte er am Sonntag ein, es sei nicht sicher, was die britischen und USTruppen bei ihrer Suche nach chemischen oder biologischen Waffen finden würden. „Ich kann nicht präzise sagen, was entdeckt werden wird, niemand kann das sagen“, sagte der Minister. Trotzdem sei der Krieg gegen den Irak gerechtfertigt gewesen. Die Aussagen Straws fallen mitten in die Untersuchungen von Lordrichter Hutton zur Aufklärung der Todesumstände des Waffenexperten David Kelly. Dieser war die Quelle für einen BBC-Bericht vom Mai, wonach die Regierung ein Dossier über die vermeintlichen Massenvernichtungswaffen des irakischen Diktators absichtlich aufgebauscht haben soll. Die Bedrohung durch diese Waffen hatten Amerikaner und Briten als Hauptgrund angeführt, gegen Saddam Krieg zu führen.

Die Sonntagszeitung „The Observer“ berichtete über einen unveröffentlichten Artikel des früheren UN-Waffeninspekteurs Kelly, in dem er kurz vor dem Krieg die Gefahr durch Saddam als „gering“ bezeichnet, jedoch ein militärisches Vorgehen im Irak befürwortete. „Auch wenn die derzeitige Gefahr durch das irakische Militär gering ist, sowohl hinsichtlich konventioneller wie unkonventioneller Waffen, hat es niemals seine Absicht aufgegeben, solche Waffen zu entwickeln und einen Vorrat anzulegen, sowohl für militärische als auch terroristische Zwecke“, zitierte die Zeitung Kelly, der für das Verteidigungsministerium in London arbeitete. Nach zwölf erfolglosen Jahren der Inspektionen durch die UN scheine eine militärisch erzwungene Entwaffnung der einzig gangbare Weg zu sein, habe Kelly weiter geschrieben. Diese Einschätzung Kellys dürfte der Regierung von Premierminister Tony Blair gelegen kommen, bevor am Montag die Witwe von Kelly vor der Kommission aussagen wird, wie die britische Zeitung „Observer“ am Sonntag weiter berichtete.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false