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Politik: Struck: Das Eis ist gebrochen

Verteidigungsminister in Washington – US-Kollege Rumsfeld hält das Verhältnis zu Deutschland für „unvergiftet“

Washington/Berlin (Tsp/dpa). Deutschland und die USA gehen wieder aufeinander zu. Nach einem Treffen mit seinem USKollegen Donald Rumsfeld sprach Verteidigungsminister Peter Struck in Washington von einem „besonderen Tag“ und einem „Neubeginn“ in den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush erstmals wieder miteinander telefoniert hätten und sein eigenes Gespräch mit Rumsfeld positiv verlaufen sei, sei „das Eis gebrochen“. Das Verhältnis zu Deutschland sei „unvergiftet“, sagte Rumsfeld nach dem mehr als einstündigen Gespräch.

Rumsfeld und er hätten vereinbart, nach vorn zu blicken, eine gute Zusammenarbeit aufzunehmen und den „unglücklichen Start abzuhaken“, sagte Struck. „Langsam kehren wir zur Normalität zurück. Wir gehen guten Zeiten entgegen.“ Rumsfeld würdigte nach der Unterredung mit Struck im Pentagon die Freundschaft mit Deutschland und nannte die Bundesrepublik einen „langjährigen Verbündeten“. Auf Nachfrage sagte Rumsfeld, er würde die Beziehungen als „unvergiftet“ charakterisieren. Noch vor sechs Wochen hatte US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice die deutsch-amerikanischen Beziehungen als „vergiftet“ bezeichnet.

Struck sagte, das Gespräch sei sehr offen gewesen und habe in einer angenehmen Atmosphäre stattgefunden. Auf die Frage, ob sich Deutschland an einem möglichen Angriff auf den Irak beteiligen werde, sagte er, die Haltung der Bundesregierung sei bekannt. Rumsfeld sagte, die USA suchten nach so viel Unterstützung wie möglich. Seiner Ansicht nach sollte aber jedes Land den Beitrag leisten, den es für richtig halte und der seinen Fähigkeiten und politischen Umständen entspreche. Er persönlich akzeptiere eine solche Haltung. Er sagte, er danke Struck für den deutschen Beitrag zum Anti-Terrorkrieg und freue sich auf die künftige Zusammenarbeit.

Struck verwies auf die geplante Übernahme der Führung der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) durch Deutschland und die Niederlande im Februar kommenden Jahres. Außerdem deutete er längerfristig eine mögliche größere Rolle der Nato in Kabul an. Die Nato könnte im September 2003 die Führung der Isaf überrnehmen, sagte Struck.

Die Begegnung der beiden Verteidigungsminister war mit Spannung erwartet worden, weil Rumsfeld aus seinem Missfallen über die scharfen Töne zu einem möglichen Irak- Krieg im Bundestagswahlkampf bisher kein Hehl gemacht hatte. Beim Nato-Herbsttreffen im September in Warschau hatte er ein Gespräch mit Struck abgelehnt.

Vor Strucks Treffen mit Rumsfeld hatte Schröder zum ersten Mal seit der Bundestagswahl mit Bush telefoniert. Wie ein Sprecher des Weißen Hauses mitteilte, brachte der Kanzler in dem zehnminütigen Telefonat seinen Wunsch nach „guten Arbeitsbeziehungen mit Präsident Bush“ zum Ausdruck. Über die kontroverse Irak-Frage sei nicht gesprochen worden. Von deutscher Seite wurde das Gespräch als „konstruktiv und vertrauensvoll“ beschrieben.

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