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Politik: Taiwans Staatsoberhaupt bei Attentat verletzt Auch Vizepräsidentin angeschossen

Wahlen finden dennoch statt

Peking/Taipeh. Einen Tag vor der Wahl auf Taiwan sind Präsident Chen Shui-bian und Vizepräsidentin Annette Lu von Attentätern angeschossen worden. Beide seien bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr, berichteten Regierungssprecher am Freitag in Taipeh. Die Wahlen und ein Referendum, das im Vorfeld für Spannungen mit China gesorgt hatte, sollen wie geplant an diesem Samstag stattfinden. Die beiden Politiker waren um die Mittagszeit in einem offenen Wagen zu einer Wahlkampfkundgebung in Chens Heimatstadt Tainan unterwegs, als unbekannte Attentäter das Feuer eröffneten. Lu erlitt eine Schusswunde am Knie, Chen, der selbst zur Behandlung laufen konnte, eine etwa drei Zentimeter tiefe Wunde im Bereich des Magens. Die regierende Demokratische Fortschrittspartei und die oppositionellen Nationalchinesen (Guomindang) stellten alle weiteren Wahlveranstaltungen ein.

Über mögliche Hintergründe des Attentats oder die Täter gab es bis zum Freitagabend keine Informationen. Die Polizei ging davon aus, dass aus mindestens zwei Pistolen gefeuert wurde. „Die Schützen waren vermutlich in der Menge, weil die Wunde des Präsidenten eine nach oben zeigende Kurve hat“, sagte ein Beamter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Behörden waren zunächst von einem Unfall mit einer Feuerwerksrakete ausgegangen, da durch den Lärm eines Feuerwerks niemand die Schüsse gehört hatte. Erst später sei in Chens Magen eine Kugel gefunden worden. Der Abgeordnete Wang Hsin-nan, der mit der Motorkolonne gefahren war, sagte, dass die Kugel erst das Knie der Vizepräsidentin und anschließend den Präsidenten getroffen habe.

Herausforderer Lien Chan und Chen lagen vor dem Attentat nach Umfragen etwa gleichauf, wobei Beobachter Lien in der Gunst der 16,5 Millionen Wahlberechtigten leicht vorne sahen. „Es wird sicher die Unterstützung unter Chens Anhängern verstärken und Sympathiestimmen bringen“, sagte die Politikwissenschaftlerin Emile Sheng von der Soochow-Universität. Chen war schon in den 80er Jahren Opfer eines Attentats gewesen. Eine Reaktion aus Peking zu dem Attentat gab es zunächst nicht.

Harald Maass

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